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Wiebke – ein Orkan mit Windstärke 10 - 12
 
aufgeschrieben von Hans Volkert

Mehr als 14 Tage lang verwöhnte ein sonniges, mildes Februar-Wetter im Jahr 1990 die Menschen. Auch am Sonntag, dem 25.02.1990, erreichte die Tagestemperatur Werte zwischen 15 und 20 Grad Celsius.
Aber bereits am darauffolgenden Morgen kündigte sich eine Wetterumstellung an. Gegen 17.00 Uhr verfinsterte ein Gewitter vorzeitig den Horizont und bald darauf prasselten unter heftigen Sturmböen Regen- und Schneeschauer über das Land. Der aus Süd-West wehende Sturm steigerte sich zusehends und ließ erst in den späten Abendstunden dieses Tages nach. Das war Vivian!

Auch die darauffolgenden Tage und Nächte waren "sturmreich". In der Nacht vom 28.02. auf den 01.03.1990 wütete der Orkan "Wiebke" in ganz Mitteleuropa, besonders aber in Süddeutschland. Die mächtigen Windböen rissen Verkehrszeichen aus ihren Verankerungen, lösten Ziegel von den Dächern und warfen vor allem viele Waldbäume um.

Überall waren Feuerwehrleute damit beschäftigt, die versperrten Fahrbahnen von den umgestürzten Bäumen wieder freizulegen.
 
Die Schäden, welche die Orkane bereits in den ersten beiden Monaten verursachten, wurden auf ca. 3 Milliarden DM geschätzt. Allein im Reichswald fielen ca. 200.000 Bäume den Stürmen zum Opfer. Die Aufarbeitung der Verwüstung dürfte sich, so wurde geschätzt, bis in den Herbst hinziehen.
 
Ähnlich hoch war der Schaden im Jahr 1984, den jedoch nur ein einziger Orkan über dem Süden der BRD, über Österreich und der Tschechoslowakei mit einer Geschwindigkeit von ca. 180 km/h angerichtet hatte.
 
Im Gegensatz zu damals erwiesen sich die diesjährigen Orkane als "vorteilhaft", weil sie nur wenige große Gebiete heimsuchten. Stattdessen sorgten sie für viele kleine Einzelwürfe. Das erschwert zwar die Aufräumungsarbeiten, doch die Aufforstung hat bessere Chancen.
 

Der am 30.02 1967 in unserer Gegend wütende Orkan verwüstete binnen weniger Minuten große Waldbestände, vor allem im gräflichen Forstbereich bei Oberhembach.


Der Orkan "Wiebke" kippte vorwiegend große Bäume mitsamt ihren Wurzeltellern um. Daneben brachen auch starke Kiefernbäume auf halber Höhe wie Streichhölzer ab.


Die Folgen des letzten Sturmes haben wieder einmal bewiesen, wie wichtig es ist, den flachwurzelnden Fichten und Kiefern kräftige Nachbarn, wie Eichen, Buchen und Linden zuzuordnen, soweit es die Bodenverhältnisse zulassen.
Überall dort, wo diese Laubbäume bereits eine stabile Bestockung erreicht haben, gab es fast keine Schäden. Nach Ansicht der Forstleute muss der Nadelwald, der vor ca. 600 Jahren hier systematisch angelegt wurde, in einen Mischwald umgewandelt werden.
 
Die bis zu 85 % aus Nadelbäumen bestehende Monokultur ist auch dafür verantwortlich, dass sich bestimmte Schädlinge massenhaft vermehren konnten. Deshalb sollte bei notwendigen Aufforstungen nach diesen schlimmen Stürmen der Laubwald den Vorrang haben.
 
Leider geschah der letzte Windwurf zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Sägeindustrie bereits mit ihrem Jahresbedarf an Rundholz eingedeckt hatte.

Die betroffenen Waldeigentümer werden also trotz vieler Hilfsangebote auf ihrem vom Sturm gefüllten Holz "sitzen" bleiben.

Text und Bilder von Hans Volkert

zusammengestellt im Mai 2017

Alfred J. Köhl