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DIE SCHULE IN LEERSTETTEN

Die Schule neben der Kirche

Inhalt:

Schulmeister und Lehrer

Schüler, Anzahl und Herkunft

Lehrerbesoldung

Quellen und Lieraturangabe

Der Leerstetter Pfarrer Hess berichtet uns in seiner Pfarrbeschreibung aus dem Jahr 1835 folgendes über das örtliche Schulwesen in früheren Zeiten:1

"Die Schulmeister sind jederzeit arme Mesner und zugleich Bader am Ort gewesen, bis 1628, Valentin Seitz aus Österreich ausgewandert, eine Schule anfing. In der Folgezeit, bis 1752, wurden die Schulmeister von dem hiesigen Pfarrer und der Gemeinde angenommen und dem jeweiligen Dekan zu Schwabach präsentiert und von demselben konfirmiert. Von 1752 an wurde die hiesige Schulstelle vom Hochfürstlichen Consistorio besetzt. Er wurde salariert vom hiesigen Gotteshaus und der Dorfgemeinde, die auch die Läutgarben alljährlich gab. Großschwarzenlohe nebst der Erigmühle gab auch die Läutgarben und ein Bauer im Jahr 4 Kreuzer. Furth gab nur die Läutgarben."

 

Das Schulhaus in Leerstetten baute und reparierte das Gotteshaus oder der Schulhaus von 1912Heilige (also die Kirchengemeinde oder die Kirchenstiftung), im Gegensatz zu Schwand, wo sich Kirchen- und Schulgemeinde die Kosten zunächst teilten, bis man im Jahr 1925 feststellte, daß das Schulhaus alleiniges Eigentum der politischen Gemeinde ist.2Zum Leerstetter Schulsprengel gehörten derzeit die Orte Leerstetten, Großschwarzenlohe mit der Erigmühle und Furth. Eine Filialschule besaß man nicht.

 

 

Neben ihren schulischen Verpflichtungen mußten die Lehrer, die bis 1920 zugleich Kirchendiener waren, noch zahlreiche Aufgaben im kirchlichen Bereich erfüllen: sie hatten bei den Gottesdiensten den Gesang zu leiten, sie mußten das Geläute besorgen, die Kirche reinigen, bei Leichen vorsingen, bei Taufen und Privatkommunionen den Pfarrer bedienen und einiges mehr.

 

Schulmeister und Lehrer:

Nach den Aufzeichnungen der Pfarrer Lottes und Baum waren als Schullehrer und Mesner in Leerstetten zunächst tätig:

Hans Wegner ( gestorben 1625) 
Valentin Seitz (exul austriacus, 1628) 
Georg Fichthorn (1642) 
Georg Oswald Merck (1645) 
Nicolaus Schneider (1657) 
Heinrich Mahl (1667) 
Andreas Pickel (1679 - 1690) 
Konrad Kündinger, Schul- und Schneidermeister (gestorben1719) 
Johann Georg Steinbrenner (1720 - wurde danach nach Roth versetzt 1725) 
Wolfgang Meintel (1725 - gestorben1729) 
Johann Adam Meintel (Sohn des vorigen, 1729 ernannt, mußte 
seine Stellung aber wegen "unsittlichen Verhaltens" aufgeben)

Johann Leonhard Ulrich (1730 ) 
Johann Meyerhofer (1745 -gestorben 1762 ) 
Heinrich Salomon Andreae (1762 - 1777 nach Kornburg gegangen) 
Wolf Bühringer (1777 - 1784) 
Johann Michael Lechner (1785 - gestorben 1852 
Georg Michael Andreae (1852 - 1876) 
Georg Michael Mößner (1. November 1876 - 15. November 1877) 
Karl August Hammer (1877 - 1892) 
Konrad Burkert (1892 - 1« Mai 1899) 
er wurde nach gerichtlicher Bestrafung seines Pfarrers nach Weidenbach versetzt 
Johann Michael Roth (1. November 1899 - 1. August 1919) er verstarb bereits am 12. September 1919. 
Sein Nachfolger wurde 
K. Steigerwald. (1919 - ??)

Karl Dürr, Hauptlehrer ab (1. April 1920 - )Oberlehrer Karl Dürr 
am 1. August 1952 zum Oberlehrer befördert.

 

Eine zweite Schulstelle wurde in Leerstetten offiziell erst 1915 eingerichtet« Allerdings arbeitete bereits viel früher ein Schulgehilfe neben dem eigentlichen Lehrer mit. So wurde am 1. April 1876 ein Gehilfe namens Sauter von einem August Meyer abgelöst. 1884 ist dort von einem Schulgehilfen Auer die Rede. Dabei handelte es sich um eine Kraft, die versprach, "Ersprießliches durch Eifer und Gewandtheit leisten und die Schule heben zu können, welche durch die ... mechanische Lehrmethode des Kantors p. Hammer ziemlich tief gesunken war," Bereits damals faßte man von Gemeindeseite die offizielle Anstellung eines zweites Lehrers ins Auge, allerdings bestand eine gesetzliche Verpflichtung dazu erst, wenn die Schülerzahl über mehrere Jahre hinweg die Zahl einhundert überstieg. Dies war in Leerstetten erstmals im Schuljahr 1878/79 der Fall, damals besuchten 101 Werktagsschüler die protestantische Schule. Zwischen 1885 und 1890 sank die Schülerzahl dann wieder deutlich unter die Grenzmarke ab. Somit dauerte es noch viele Jahre bis die Regierung von Mittelfranken die Errichtung einer zweiten Schulstelle gestattete. Die Erlaubnis zur Anstellung eines Hilfslehrers kam am 26. Mai 1915 aus Ansbach. Ab 1. Juli 1915 arbeitete Konrad Scheitacker als solcher in Leerstetten gegen ein Jahresgehalt von 820 Mark sowie eine persönliche Gehaltszulage aus Kreisfonds von jährlich 120 Mark. Ihm folgte vom 1. April 1917 bis 1. November 1918 der Schwander Karl Ritter. Danach arbeitete die Aushilfslehrerin A. Bühler aus Nürnberg in Leerstetten, ihr folgten die Hilfslehrer Krauß aus Gunzenhausen und Brecht aus Nürnberg.

Schüler - Anzahl und Herkunft:

Die Anzahl der Schüler, die in Leerstetten die Werktagsschule besuchten: 8

1798      58 
1810      59 
1821      82 
1833      76 
1872      86 
1880    103

Es handelte sich dabei um die schulpflichtigen Kinder von 6 bis 12/13 Jahren, beiderlei Geschlechts. Eine Sonntagsschule wurde in Leerstetten erstmals am 10. September 1809 abgehalten. Der Anfang war bescheiden: es kamen lediglich vier Knaben, im Alter von vierzehn Jahren Im Schuljahr 1852/55 besuchten bereits 46 Schüler die Sonntagsschule. Interessant ist die Tatsache, daß es dem damaligen Lehrer Johann Michael Lechner zusammen mit dem damaligen Leerstetter Pfarrer und Lokalschulinspektor Hess im Schuljahr 1809/1810 erstmals gelang, die Eltern dazu zu bewegen, auch ihre Kinder im Alter von dreizehn Jahren noch in die Schule zu schicken. Eine gesetzliche Schulpflicht bestand in Bayern bis 1856 nur für die sechs- bis zwölfjährigen Kinder. Besonders bemerkenswert ist dies auch deshalb, weil es sich um eine Landgemeinde handelte, wo man die Kinder zur Haus- und Feldarbeit benötigte. Daß dies eine besondere Problematik darstellte, wird in einem amtlichen Schreiben aus dem Jahr 1714 deutlich 9. Dort wird insbesondere an die Land- und Bauersleute appelliert, ihre Kinder und Untergebenen wenigstens von Michaelis bis Ostern in die ordentlichen Schulen zu schicken. Gerade im Sommer wurde jede Arbeitskraft auf dem Feld gebraucht, und Kinderarbeit war damals üblich. Sommerschulen gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht überall. Das Hochfürstlich Consistorial-Raths-Collegio in Ansbach verordnete in einem Schreiben vom 26. Juli 1776 die allgemeine Einführung der Sommerschulen. Auf den Kanzeln sollte verkündet werden, daß diejenigen Kinder, die die Winterschulen nicht fleißig, die Sommerschule gar nicht besuchten, etliche Jahre später als die, die sie fleißig besuchten zum Hl. Abendmahl angenommen werden sollten. 10

Klassenbild mit Lehrer DürrDie Schullehrer waren derzeit meist arme und äußerst kärglich besoldete Männer. "Da viele Schullehrer meist von Wohltaten leben müßen so müßen sie sich auch alle Grobheiten gefallen lassen, und stehen folglich auch sehr selten im gehörigen Respect. Es würde daher auch umsonst seyn, wenn ein Schullehrer seinen Eifer zeigen wollte, denn niemand fragt etwas darnach. Mancher hat kaum gleiche Achtung mit dem Viehhirten oder Amtsdiener des Orts zu genießen." 11 

 

Demgemäß fällt auch die Beurteilung des damals noch jungen Lehrers Georg Michael Andreae (34 Jahre) durch den Lokalschulinspektor Hess aus. Dieser schrieb im Jahr 1833: "Thätig in seinem Amte, beträgt sich so ziemlich gut, doch besucht er das Wirtshaus fleißig, und liebt das Kartenspiel, lebt mit der Gemeinde friedlich, ist folgsam gegen Vorgesetzte. 12" Aus diesen Bemerkungen spricht kein besonderer Diensteifer. Der Vorgänger Andreaes, Johann Michael Lechner nahm sich seine Lehrtätigkeit wohl mehr zu Herzen. Er beklagte sich in seiner Schulbeschreibung vom 1. Mai 1809 über die Wirkungslosigkeit seiner Bemühungen. "Daß das erlernte Gute nach Endigung der Schuliahre ... bald wieder vergessen ist, das ist leider ! nur allzu gewiß; daß aber Mannsleute weitnothwendiger fortwährende Schulunterricht bedürften, als Weibsleute, das ist auch wahr, denn letztere haben doch manchmal eine kleine Verrichtung am Sonntag, im Nähen und Stricken für sich und für ihre Mannsleute, wozu sie von ihren Müttern angehalten werden, und manche andre sinn. Ausschweifung unterbleiben muß. Jene, die ersten aber, haben gar nichts zu thun, als daß sie sich etwa dem Spiel - dem Trunk, und andern den Sonntag entehrenden unnüzen Dingen ergeben." 13

 

Lehrerbesoldung:

Der bereits genannte Leerstetter Lehrer Johann Michael Lechner hatte im Jahr 1798 ein Einkommen von circa 119 bis 129 Gulden. Nach der königlich preußischen Verordnung vom 5. Februar 1804, die zum Inhalt hatte, daß Eltern auch dann Schulgeld bezahlen müssen, wenn sie ihre Kinder nicht zur Schule anhalten, gingen die Schulgelder pünktlicher ein und somit verbesserte sich die Lehrerbesoldung erheblich. Im Jahre 1809 hatte Johann Michael Lechner dann bereits 276 Gulden jährliches Einkommen, ein Jahr später waren es 510 Gulden und im Jahr 1821 551 Gulden. Dessen Nachfolger Andreae verdiente im Jahr 1860 581 Gulden. 14 Die finanzielle Situation verbesserte sich in jener Zeit schrittweise, daß dies dringend erforderlich war, kann man z.B. dem Schulbericht von Lehrer Lechner vom 5. September 1809 entnehmen, aus dem viel Verbitterung spricht. Zu seiner persönlichen Lage äußert er sich wie folgt: 15

"Nicht gesund. Gicht und ein andres Leibes Übel, welches mir erst vor einigen Jahren in der Verrichtung meines Dienstes zustieß, verursachen mir manche ungesunde Tage - dazu kommen noch Nahrungssorgen und der durch lauter Nachläßigkeit der Eltern sich auf 100 fl. belaufende Schulgeldsverlust seit meines Hierseyns: erst 3 Jahre genieße ich meinen Dienst so zu sagen ganz, ist das keine Kränkung? Schmerzet so was die Menschheit nicht? Wenn ich in Zukunft meine Kinder von aller meiner Mühe mit wenig oder gar nichts an die Hand gehen kann". Solche Dinge und mein kränklicher Körper bringen mich oft aus aller Fassung.'

Eingang zur SchulePfarrer Lottes berichtet uns, daß im Jahr 1705 ein Schulhaus erbaut worden ist, wahrscheinlich das erste in Leerstetten. Dieses alte Gebäude, das sich auf der Südseite der Kirche befand, wurde 1835 abgerissen, dafür errichtete man nordwestlich der Kirche ein neues, massives Haus. Die Kosten, die allein die Kirchenstiftung zu tragen hatte, beliefen sich auf 5500 Gulden. Am 9. November 1835 wurde dieses neue Schulgebäude eröffnet. Im Jahr 1838 wurde dann noch eine neue Schulscheune im Innenhof des neuen Schulhauses errichtet. Die Gesamtkosten für die Bauarbeiten erhöhten sich dadurch auf insgesamt 6056 Gulden,

Etwa zur gleichen Zeit wie in Schwand wurde in Leerstetten abermals ein neues Schulhaus gebaut. Begonnen wurde der Bau am 26. Oktober 1912, fertig war er am 27. Juni 1915. Der neue Bauplatz befand sich am Verbindungsweg nach Schaftnach. Das Gebäude, das die Kirchenstiftung diesmal 12500 Mark gekostet hatte, bot im Erdgeschoß ein Unterrichtszimmer mit Platz für etwa 70 Schulkinder, darüber befanden sich Lehrer- und Schulgehilfenunterkünfte. 17 Da die Kirchenstiftung Eigentümerin des Schul- und Meßnerhauses war, vermietete sie das Objekt nach der im Jahr 1920 erfolgten Trennung des weltlichen Kirchendienstes vom Schuldienst, für zunächst 650 Mark jährliche Mietentschädigung an die Schulgemeinde Leerstetten, 18

 

Quellen und Literatur

Neumann, Barbara, Chronik der Gemeinde Schwanstetten, masch. Manuskript (unveröff.), S 190 ff

(1) LakA Nbg., Leerst. Nr. 79, S. 7 f. Unter 'Läutgarbe' oder 'Reichnis' versteht man eine Zahlung (Geldreichnis) oder eine Lieferung (Naturalreichnis) an den Pfarrer oder andere Personen, wozu bestimmte Gemeindemitglieder verpflichtet waren. Vgl. Haberkern/Wallach, 2. Bd., 6. Aufl. 1980.

(2) StAN Rep. 212/17111, Nr. 8524/VIII (5) LakA Nbg., Leerst. Nr. 79, S. 27

(4) LakA Nbg., Leerst. Nr. 88, S. 7 f. sowie Ev. GA Leerst. Nr. 91, S. 12 f.

(5) StAN Rep. 212/1711, Nr. 6155, fol. 88; siehe auch StAN Rep. 212/17 III, Nr. 8647

(6) Vgl. GA Leerst.;Nr. 210/5 sowie StAN Rep. 212/17111, Nr. 8651 und Ev. GA Leerst. Nr. 90

(7) StAN Rep. 212/17111, Nr. 8647

(8) Die Zahlenangaben in der Tabelle beruhen auf: GA Leerst. Nr. 200/2 und StAN Rep. 212/17 II, Nr. 6155

(9) StAN Rep. 212/1711, Nr. 6156 (10) A.a.O., fol. 12 f.

(11) A.a.O., fol. 54; Johann David Billich, Kantor zu Hengstfeld, den 4. Sept. 1798, in seiner Abhandlung "Etwas über die Einführung der Sommerschulen"•

(12) GA Leerst. Nr. 200/2 (15) ebd.

(14) Siehe: StAN Rep. 212/1711, Nr. 6154 und Nr. 6156; GA Leerst. Nr. 200/2

(15) GA Leerst. Nr. 200/2

(16) Vgl. LakA Nbg., Leerst. Nr. 79 und Nr. 88

(17) GA Leerst. Nr. 215/10

(18) GA Leerst. Nr. 214/5

 

weitergehende Literatur

Zur Geschichte: "Die dörfliche Schule" von Hans Volkert

Zum alten Schulhaus von Leerstetten (jetzt evangelisches Gemeindehaus)

Schwanstetten im Juli 2010

Alfred J. Köhl