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Gratulation zum 100. Geburtstag:

Wenn man von Schwabach kommend am Sportplatz des SVL vorbei Richtung Leerstetten fährt, dann kann man sich an der im Jahr 1997 zwischen Straße und Radweg gepflanzten Lindenallee erfreuen. Am Ortseingang stehen dann die Jubilare: die 1911 im Auftrag der Gemeinde von dem Gärtner und Wirt Karl Rometsch gepflanzten drei Linden. Wie uns Botaniker sagten handelt es sich dabei um die alte Sorte der Winterlinde (Tilia cordata).
(Die Eichenallee an der RH1 von Leerstetten nach Großschwarzenlohe wurde bereits 1988 gepflanzt)

Linden am Ende der Lindenallee

 

Dazu erzählt uns Hans Volkert folgende Geschichte:

 

Die "Drei Linden" in Leerstetten

Abgesehen von dem Aufwuchs in den Wäldern, wurden seit Jahrhunderten Eichen, Linden, Kastanien und andere Laubbäume für bestimmte Zwecke und aus besonderen Anlässen im Wohnbereich der Menschen gepflanzt. Vor allem die Linden in ihren drei Arten, nämlich:

die Sommer-, die Winter- und die Silberlinde waren schon seit je die Lieblingsbäume unserer Vorfahren in Mitteleuropa. Neben Einzelpflanzungen wurden sie als Allee- und Parkbäume gesetzt.

Die Menschen früherer Zeiten hielten unter dem mächtigen Blätterdach der Linden ihre Gerichtstage ab und die Jugend tanzte unter ihnen.

Der Lindenbaum wurde in vielen Gedichten gerühmt und in ebenso vielen Liedern besungen. Er erreicht eine stattliche Höhe bis zu 40 m und scheut sich auch nicht, im Gebirge bis zur Waldgrenze emporzusteigen.

Das weiche Holz der Linde, insbesondere der Winterlinde, ist bei allen Holzbildhauern und Schnitzern sehr gefragt und so stehen in manchen sakralen Gebäuden Altäre und andere Figuren aus Lindenholz.

Friedenslinde am DorfplatzIn Leerstetten gab es einmal eine "Friedenslinde", welche aus Anlass des Krieges zwischen Deutschland und Frankreich im Jahr 1871 gegenüber der Kirche gepflanzt wurde. Ihren Standort umfriedete seinerzeit der Zimmermeister Johann Paulus mit einem Holzzaun, der später durch Quadersteine ersetzt wurde.

Unmittelbar an der Einmündung der Schwabacher Straße in die Hauptstraße wurde in den dreißiger Jahren zu Ehren (?) von Adolf Hitler eine weitere Linde gepflanzt. Beide Bäume mussten dem Straßenverkehr weichen.

Nur die zeitlich zwischen den beiden genannten gepflanzten Linden in der Weggabelung am westlichen Ortsrand an der Straße nach Schwabach stehen noch. Sie können berichten:

"Auf Anregung des Gemeinderats mit seinem Bürgermeister Winkler wurden wir drei im Der Pflanzer Karl RometschSommer 1911 (die Rechnung ist auf den 3. Juli datiert) auf der gemeindlichen Grünfläche vom Gärtner Karl Rometsch gepflanzt. Herr Rometsch war seinerzeit Gastwirt in Leerstetten auf dem Anwesen Haus-Nr. 2 und beschäftigte sich nebenbei in seiner Gärtnerei auch mit Forstkulturen und der Aufzucht anderer Pflanzen.

Rechnung für die drei LindenObwohl wir drei schon aus dem Gröbsten heraus waren und zu unserer Standsicherheit lediglich noch drei Pfähle brauchten, kosteten wir der Gemeinde nur 5,50 Mark, wie die Rechnung belegt.

Die mittlere Linde erzählt weiter:
"Meine dem Dorf zugewandte Schwester ist von Natur aus schon immer ein Stückchen früher dran, diese Naseweise und meine andere Schwester, ebenfalls stärker und größer als ich, muss den nicht selten starken Winden aus Richtung Schwabach trotzen. Obgleich mich meine beiden Schwestern immer mehr einengen und den mir zustehenden Lebensraum nehmen wollen, bin ich trotzdem auf sie richtig stolz. Während der vergangenen Jahrzehnte haben wir drei schon viel gesehen und erlebt. Wir waren Zeugen von zwei Weltkriegen und zwei Inflationen, haben glückliche und traurige, junge und alte Menschen an uns vorbeilaufen und -eilen sehen.

Die Linden in voller Blüte In Notzeiten lieferten wir unsere Blüten für die Herstellung von Tees ab. Ansonsten spenden wir alljährlich Ende Juni, Anfang Juli unseren Nektar den fleißigen Bienen und Hummeln. Wir gewähren vielen Vögeln ein Zuhause und manchem Käfer den notwendigen Lebensraum.

Anders als unser Pflanzer haben wir drei eine sehr hohe Lebenserwartung. Wir wollen gerne noch 400, 500 und mehr Jahre dort stehen bleiben, wenn ihr Menschen uns nicht vorher, auch durch die immer mehr werdenden Autos, den Garaus macht."

Hans Volkert

Die Linden im Wechsel der Jahreszeiten:

Im Frühling

Die Linden im Frühling

 

Im Sommer

Die Linden im Sommer

 

Im Herbst

Die Linden im Herbst

 

Im Winter

Die Linden im Winter

 

Die "Übersetzung" der untenstehenden Rechnung für die drei Linden:
(zum Nachlesen falls die deutsche Schrift nicht mehr so geläufig ist)

Rechnung:

3 Stück Lindenbäume auf dem
Gemeindeteil am Schwabacherweg gepflanzt 5.50

3 Stck Baumpfähle dazu gegeben a`30 Pf 0,90

Die Linden aus der Ortstafel geschnitten 0,60

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Summa 7,00 M

Betrag dankend aus der Ortskassa
Leerstetten, am 03. Juli 1911

Karl Rometsch, Gärtner

 

Zur Zahlung mit 7 M

bei der Ort5skassa Leerstetten

angewiesen

Winkler, Bürgermeister

Die Kopie der Rechnung von 1911

 

Zusammengestellt im Mai 2011

ergänzt im Januar 2024 - aus "traurigem Anlass":

die "3 Linden" gibt es nicht mehr: es sind nur noch 2. Eine der Linden musste gefällt werden, nachdem sie krank war. Die Gemeinde hatte schon im letzten Jahr versucht, sie zu retten, aber alle Mühe war vergeblich. 

Vor einigen Tagen wurde sie gefällt, weil die Gefahr bestand, dass Äste abfallen oder sie sogar umstürzen würde.

Jetzt sind es nur noch Zwei

Allerdings gibt es auf dem Feuerwehrgelände einige Linden. Von denen soll demnächst eine umgepflanzt werden, so dass das Bild der "Drei Linden" wieder vollständig wird.

Diese Auskünfte bekam ich vom Bürgermeister Robert Pfann. (Brigitte Geiß)

Bilder des Malwettbewerbs 2011 mit dem Thema: Die drei Linden von Leerstetten

Alfred J. Köhl