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Der Gemeindeschmied 

zusammengetragen von Hans Volkert
 
Ein Dorf ohne Schmiede war während vieler Jahrhunderte hinweg unvorstellbar. Die dazugehörenden Handwerker waren für die Dorfbewohner ebenso lebenswichtig, wie z B. die Bäcker, die Metzger und andere wichtige Handwerker.
 
Arbeit für jeden Schmied gab es in Hülle und Fülle: Da waren die Hufe der Pferde zu beschlagen, auf Holzräder eiserne Reifen aufzuziehen, Holzfässer zu bereifen, Nägel zu schmieden, Werkzeuge herzustellen und vieles andere mehr.
 
So ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass es in Leerstetten fast gleichzeitig zwei Schmieden gab, nämlich die gemeindliche Schmiede auf dem. Grundstück FL Nr. 21 und eine private auf FL Nr. 37. In diesem Beitrag soll jedoch nur die gemeindliche Schmiede von damals beschrieben werden, soweit dies nach den wenigen Unterlagen noch möglich ist.
 
Die gemeindliche Schmiede war neben anderen öffentlichen Einrichtungen im Haus mit der damaligen Nr. 17 untergebracht. Dieses Gebäude wurde zwischen 1900 und 1901 abgebrochen und an seiner Stelle ein Wohnhaus mit nord-südlicher Firstrichtung und einem zusätzlichen Giebel nach Osten errichtet. Von dem alten Gebäude sind leider keine Fotografien oder Zeichnungen vorhanden.
 
Erster namentlich benannter Gemeindeschmied war Michael Schneider, der für die Schmiede und Wohnung im Erdgeschoss 14 fl. zu zahlen hatte. Zusätzlich kam noch der sogenannte "Leykauf" von 30 Kreuzern". Im oberen "Stüblein" wohnte seinerzeit Christoph Schüssel, der dafür 6 fl. + 15 Kr. Leykauf zu entrichten hatte.
1825 wurde Michael Schneider durch seinen Sohn Georg Konrad Schneider als Gemeindeschmied abgelöst. Der neue Schmied musste für die Schmiede mit Wohnung 20 fl. bezahlen. Er behielt die Stelle bis zum Jahr 1832.
 
Im Jahr 1833 blieb die Schmiede unbesetzt, da der vorherige Pächter Georg Konrad Schneider ausgezogen war und kein neuer Pächter gefunden wurde.
 
Im Laufe des folgenden Jahres zog Christoph Abraham als neuer Gemeindeschmied in das Gebäude Nr. 17 und bezahlte dafür fl. 18,30 pro Jahr.
 
Der verminderte Pachtpreis wurde damit begründet, dass auf dem Gemeindehaus das Schmiederecht in realer Eigenschaft ruhe, Der mit dem neuen Schmied abgeschlossene Pachtvertrag hatte eine Laufzeit von 12 Jahren.
 
Neben den üblich anfallenden typischen Schmiedearbeiten standen auch ausgefallene Aufgaben an, so z.B. 1838 die Anfertigung eines neuen Wachspießes für den Kirchenwächter.
Offensichtlich setzte auch der Nachtwächter seinen Spieß immer wieder kräftig ein, weil seine Waffe wiederholt repariert werden musste.
Im Rechnungsjahr 1845/46 stand eine größere Reparatur der Beschlagbrücke an. Sie wurde vom Zimmermeister Paulus, Schwand, um 10 fl. durchgeführt,
Im Rechnungsjahr 1848/49 fiel nochmals eine größere Reparatur in der Gemeindeschmiede an. Diese wurde ausgeführt durch den Zimmermeister Konrad Paulus aus Schwand und den Maurermeister Adam Koch aus Wendelstein.
 
Bereits 1849 / 50 musste die Beschlagbrücke in der Gemeindeschmiede wieder vom Zimmermeister Paulus repariert werden.
Christoph Abraham kündigte am 14. 5. 1856 sein Arbeitsverhältnis, weil er sich in Großschwarzenlohe eine eigene Schmiede gekauft hatte und dorthin am 10. 7. 1856 verzog.
 
Peter Bölloth (auch als Pöllot bezeichnet) folgte auf den Gemeindeschmied Christoph Abraham.
 
Um diese Zeit wurde auch ein Schmiedemeister Paul Dörrer erwähnt, ohne jedoch in dieser Eigenschaft als Gemeindeschmied sonstwie in den Gemeindeunterlagen hervorzutreten.
 
Noch im Laufe des Jahres 1861 verzog Peter Bölloth ohne seine restliche Pacht zu bezahlen. Die Gemeinde musste deshalb Mietaußenstände zwischen dem 01. 10. 1861 und 31. 01. 1862 für uneinbringlich erklären.

Am 21. 03. 1862 wurde die Gemeindeschmiede an Georg Maußner aus Fischbach, zunächst für 40 fl verpachtet. Am 28. 4. 1862 bat jedoch dieser Schmiedegeselle die Gemeindeverwaltung auf den genannten Pachtschilling einen Nachlaß zu gewähren, weil in der Schmiede auch nicht das notwendigste Werkzeug vorhanden sei. Weiter war der neue Pächter davon ausgegangen, dass mit der Schmiede die Nutzung einiger Grundstücke verbunden sei. Er bat deshalb die Gemeinde um einen Pachtnachlass von mindestens 10 Gulden, ansonsten werde seine Existenz und die seiner Familie gefährdet. Obwohl die Gemeinde dem Ersuchen des Schmieds entsprach, kündigte dieser zum 1. 2. 1864 das Arbeitsverhältnis.
Der untere Teil der Gemeindeschmiede blieb dann ab 01. 02. 1864 und auch das ganze folgende Jahr unvermietet, weil man immer noch hoffte, einen neuen passenden Pächter für die Schmiede zu bekommen.
 
Da der Zustand der zur Schmiede gehörenden Kohlenhütte so miserabel war, entschloss sich die Gemeinde, diese abzureißen und im Falle einer weiteren Verpachtung der Schmiede eine neue Kohlenhütte zu errichten.
 
Die Hoffnung der Gemeinde auf eine Neuverpachtung der Schmiede erfüllte sich jedoch nicht. So bestand auch keine Notwendigkeit mehr, dort Kohlen zu lagern.
 
Hinfort übernahm der seit dem 18. 03. 1843 ortsansässige Schmiedemeister Konrad Schneider, Haus Nr. 28, alle anfallenden Schmiedearbeiten. Er wartete auch über Jahre hinweg die Feuerlöschgeräte in Leerstetten.

Schwanstetten im April 2014

Alfred J. Köhl