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Das Bild von den vier Aposteln
 
Auch in unserer Kirche hängen zwei Bilder, die die vier Apostel Johannes und Petrus, sowie Paulus und Markus darstellen. Es sind Kopien nach Dürers bekanntem Werk.

Es gibt aber noch eine interessante Geschichte über die Entstehung dieser Bilder, die wenig bekannt ist.
Sie hängt auch mit Philipp Melanchthon zusammen. Im Mai 1526 wird in Nürnberg das erste humanistisch geführte Gymnasium eingeweiht. Der Mann, der sich so außergewöhnlich für den Bau und die Einrichtung dieses Gymnasium einsetzte, war der Nürnberger Stadtrat und Senator Heronymus Baumgartner. Dieser war es auch, der Melanchton zur Einweihung nach Nürnberg einlud. Melanchthon brachte zwei Männer mit, die auch schon wie Baumgartner zuvor, bei ihm in Wittenberg studiert hatten. Der eine, Michael Roting, gerade mal 26 Jahre alt, wird auf Melanchthons Empfehlung hin, die Leitung dieses Gymnasiums übernehmen. Der andere, Joachim Camerarius, wird Lehrer für Griechisch und Latein. Willibald Pirckheimer, ein Freund Albrecht Dürers, schlägt allen vieren vor, den berühmten Meister zu besuchen.
So gehen sie denn vom Rathaus aus, den Berg hinauf zu Dürers Anwesen. Dürer ist hocherfreut über den Besuch, hat er doch nicht damit gerechnet, „dass der hochgelehret und gerühmet Mann zu ihm kömmbt“.
Sie unterhalten sich über die Einrichtung des neuen Gymnasiums. Währenddessen skizziert Dürer die Köpfe seiner Besucher, Melanchthon lässt sich nicht gerne abmalen, aber aus Höflichkeit lässt er es zu. Nachdem die Zeichnung von Melanchthon fertig ist, bitte dieser darum, es sehen zu dürfen. Pirckheimer kommt ihm aber zuvor und schreibt etwas unter die fertige Zeichnung. Melanchthon nimmt diese und liest den lateinischen Text (hier in Deutsch übersetzt):
Dürer vermochte lebendig das Antlitz des Meisters Philippus, doch die gelehrige Hand nicht seinen Geist darzustellen". Melanchthon ist sichtlich gerührt. Er erbittet einen Stift und schreibt darunter (ebenfalls in Latein): „Wie kein Bild aus ungeschliffenem Spiegel zurückscheint, wenn nicht des Künstlers Hand rechte Güte ihm gab, so wird der seinen Geist nicht scharfsinnig können gebrauchen, der nicht gebildet wird mit der Wissenschaft Kraft". Dürer hatte im selben Jahr einen Auftrag bekommen zwei Bildtafeln mit jeweils zwei Aposteln zu malen. Dürer nahm eben jene Zeichnungen zum Vorbild für die Köpfe der Apostel.



Und so können wir heute noch, in Johannes den Melanchthon, in Petrus den Roting, in Paulus den Camerarius und in Markus den Baumgartner erkennen.

Aus einer Kirchenzeitung
Schwanstetten im Januar 2018
Alfred J. Köhl