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Ortsteil Schwand

In der Denkmalliste des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege wie folgt beschrieben:

Mühlgasse 6 Ehemalige Mühle, sog. Obermühle, zweigeschossiger, giebelständiger Sichtziegelbau mit Satteldach und Werksteingliederung, rückseitig ehemaliges Turbinenhaus, von Johann Götz, bezogen 1900,; mit technischer Ausstattung; Scheune, erdgeschossiger Fachwerk-Sandsteinquaderbau mit Satteldach, wohl 1. Viertel 19. Jh.; Toreinfahrt, schmiedeeisernes Gittertor um 1900.
 

Das Mühlenanwesen als Luftbild

 

Boxlohe 9. Mühlenanwesen; Mühlengebäude, Ziegelsteinbau, bez. 1900. (Fl.Nr. 30)

Hausname:

1350 bis 1400 "Obermühle"

(lt. Wachter im Urbar der Burggrafen von Nürnberg);

seit 1591 häufig "Muscatmühle"

nach Hermann Muscat, der die Mühle 1591 erwarb und umgestaltete

"Messinghammer"
 
gelegentlich auch "Golthammer"

als Einrichtung Muscats genannt.

 

Lageplan von 1900Situation: Die Mühle steht mit ihren Nebengebäuden im Altort von Schwand im Tal des Hembaches, unterhalb der ursprünglichen "Boxlohe", östlich der Hauptstraße. Es wird über die untere Boxlohe, die ehemalige Mühlgasse erschlossen. Dieser Weg, der dem Hembach folgt, läuft direkt auf das Hauptgebäude zu. Das repräsentativ angelegte Mühlengebäude hat mit den Nebengebäuden (Waschküche, Pferdestall, Lagerräume) die historische und soziale Struktur und den Kontext der Zeit um 1900 sichtbar erhalten. Aus städtebaulicher Sicht ist es an dieser Stelle unverzichtbar.

 

 

Datierung: Die Datierung des Baus ist nach Phänotyp, Jahreszahl im Giebel,Jahreszahl im Giebel sowie Merkmalen der Konstruktion (Raumhöhen, gesägte Balkenlagen, Ziegel) auf das Jahr 1900 gesichert.

 

Geschichtliches: Das Gebäude ist ein bedeutendes Sozial- und ortsgeschichtliches, sowie städtebauliches Denkmal. Nach Wachter: Erste Erwähnung einer Mühle an dieser Stelle 1350; Getreide und Sägemühle. 1591 wurde ein Messinghammer eingerichtet. Nach dem Brand am 31.12.1899 (Der Eigentümer Christoph Hörl war neugewählter Bürgermeister) wurde im März 1900 ein Plan des Zimmermeisters Johann Götz eingegeben und ein völliger Neubau (auf den Fundamenten des Vorgängerbaues vom Anfang des 19. Jahrhunderts) errichtet. 1903 wurde der Stromgenerator für die erste öffentliche Stromversorgung für die Straßenbeleuchtung eingebaut; 1950 wurde der Sägebetrieb eingestellt, 1977 der gesamte Mühlenbetrieb.

Johann Götz plante und errichtete im gleichen Zeitrahmen auch das Gasthaus "Zur Linde" in Furth.

Der Neubau nimmt somit den Grundriß des Vorgängerbaus auf und wurde mit einer damals modernen Turbine ausgerüstet.

 

Baugeschichte: Im Jahr 1900 erbaut; wohl gegen 1910 folgte eine nördliche Erweiterung durch eine Maschinenhalle, die 1987 wieder abgebrochen wurde. Auch die oben erwähnten Nebengebäude entstanden nach 1900, wie es die Katasterblätter erkennen lassen. Der Pferdestall kann nur wenig älter sein. 1988 f. wurde das gesamte Gebäude renoviert und für eine Wohnnutzung umgestaltet.

 

Beschreibung: Giebelansicht

Erschließung: Das Haus wird über die untere Boxlohe von Westen her erschlossen. Das Haus ist mit der giebelseitigen Hauptfassade auf den Weg ausgerichtet, über die es durch eine mittige Haustür betreten wird.

Außen: Die untere "Boxlohe", die ehemalige "Mühlgasse", verläuft unterhalb eines Abhanges über dem die "Boxlohe" verläuft. Rechterhand fließt der Hembach. Der Weg führt geradewegs auf die Mühle zu, die auf die Zufahrt ausgerichtet ist. Das Erscheinungsbild wird durch die symmetrische, repräsentative Ansicht geprägt, die zunächst nicht verrät, daß es sich um eine Mühle handelt. Es ist ein giebelständiger, zweigeschossiger Bau auf längsrechteckigem Grundriß. Fassadenseitig ist der Wohntrakt untergebracht, wie es die Fenster mit einfachen, ornamentalen Gewände signalisieren. Rechts und links von der mittigen Haustür befinden sich je zwei Fensterachsen. Rückwärtig ist der Mühltrakt, den die kleineren, schmucklosen Fenster bestimmen. Der Grundriß der Mühle mit seiner Aufteilung von Wohn- und Arbeitstrakt orientiert sich an der traditionellen Bauweise von Mühl- und Bauernhäusern. Interessant ist die leichte Asymmetrie der Fassade im Übergang des OG zum DG. Die Fensterachsen des Giebels sind gegenüber denen der unteren Geschoße versetzt. Ein Grund hierfür ist nicht auszumachen.

Fensterdetail

 

Fassadenschmuck: Der ganze Bau lebt von der backsteinsichtigen Ausführung der Mauern, von denen sich die Fenster der Hauptfassade schon durch den hellen Stein der Gewände abheben. Zusätzlich werden die Fenster der Hauptfassade durch eiserne Vorhänge geziert, die wohl ursprünglich Rolläden verdeckten.

 

Innen: Über die Tür gelangt man in einen mittigen Flur der früher in den Mahlraum der Mühle, das heutige Wohnzimmer, mündete und alle Räume erschloß. Rechts ist die Aufteilung von Küche und Stube, die untereinander in Verbindung stehen, erhalten geblieben. Auch auf der linken Seite folgt das Gebäude dem typischen Schema. Hier befand sich zunächst eine Schlaf-Kammer (heute Garderobe und WC), auf die eine hier großzügige Treppenanlage folgt. Im Anschluß an diese befand sich eine Speis (heute Heizung) vor dem Schlachtraum (heute Teil des Wohnzimmers), der wohl der gleichzeitigen landwirtschaftlichen Erwerbslage seine Existenz verdankt. Im Obergeschoss (OG) befindet sich ein, dem unteren Flur paralleler, Flur. Frontseitig befinden sich hier zwei Schlafräume, von denen das heutige Schlafzimmer eine weitere Stube gewesen sein kann. Bad und WC waren schon vor 1987 in dieser Nutzung. Im rückwärtigen Teil, heute Gästezimmer und Galerie des Wohnzimmers, befand sich der Mahlraumspeicher.

Das Dachgeschoss (DG) ist nicht ausgebaut und wird über eine Fortsetzung der OG-Erschließung erreicht.Haustür

 

Ausstattungsdetails: Haustür und geschmiedete Eisenziervorhänge vor den Fenstern der Hauptfassade.

 

Konstruktion: Das Gebäude ist nicht unterkellert. 2 Keller sind nördlich, neben dem Haus, in den Hang gegraben. Der eine ist eine gewölbte Sandsteinkonstruktion, der andere eine ebenso gewölbte Ziegelkonstruktion.

Haus: Das aufgehende Mauerwerk der Außen- und Innenwände ist aus Ziegeln, die als Sichtmauerwerk verarbeitet sind. Die Geschossdecken sind allesamt mit Balkenlagen und ehemals mit Fehlböden ausgeführt. Böden sind alle mit neuen Fliesen ausgestattet. Nur in der ehemaligen Stube befindet sich ein wenig älterer Dielenboden.

Die Wandfassungen sind insgesamt neu; eine Dokumentation der älteren wurde angefertigt.

Dach: geräumiger, zweifach stehender Kehlbalkenstuhl, gezapft; Balken gesägt, zum Teil geschäftet. Einzelne Sparren wurden ersetzt. Dachdeckung mit Kantschnittbibern, doppelt.

Türen und Fenster: Die Haustür ist im Original erhalten, die Fenster sind erneuert, den alten nachempfunden.

 

Nutzung: Das Haus ist bewohnt; im EG befinden sich Wohnräume, im OG Schlafkammern.

 

Erhaltungszustand: Keine Schäden. Nur an Innenwand zwischen Heizungsraum und Flur ist Ausblühung im Bodenbereich zu beobachten, die durch Feuchtigkeit unbestimmter Herkunft ausgelöst wird.

 

Allgemeines Urteil: Sehr guter Bauzustand.

 

Zur Geschichte der Mühle, ihrer Besitzer / Pächter

 

Quelle und Literatur:

Denkmalkartierung von 1995 - Marktgemeinde Schwanstetten, Autor M.A. Hermann Schubach

Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 476

Wachter, Emil, Die beiden Schwander Mühlen und ihre Besitzer, Manuskript von 1948, überarbeitet von W. Hartmann, masch. Manuskript, Schwand 1989

StAN, LRA Schwabach, Bauakten Teil I, Nr. 5978

 

Literaturverzeichnis

 

Westansicht

 

Zusammengestellt mit freundlicher Unterstützung von Herrn Heiko Könicke

Schwanstetten im August 2010


   Peter Saalfelder - 1980


Peter Saalfelder - 1990

ergänzt mit den beiden Bildern von Peter Saalfelder im September 2016

Alfred J. Köhl