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Der Bader - ein „unehrlicher“ Beruf:

Der alte Stabreim „Bischof oder Bader“ hieß so viel wie „alles oder nichts“. Der Bader gehörte zu den unteren sozialen Schichten und hatte seit dem Mittelalter nur geringes Ansehen. Sein Berufsbild ändert sich erst, als im Zuge der großen Pestepidemien und den sich verbreitenden Geschlechtskrankheiten im 15. und 16. Jahrhundert immer mehr Badehäuser geschlossen wurden. Spätestens nach Ende des Dreißigjährigen Krieges sind auch die letzten Einrichtungen zerstört und nur selten werden sie wieder aufgebaut.

Die Landesherrschaften beider Konfessionen hatten ihren Untertanen ein neues und rigoroses Erziehungsprogramm verordnet, in dem es keinen Platz mehr für das alte "sündige" Badehaus gab.

Obwohl die Bader für das Wohlbefinden des mittelalterlichen Menschen eine wichtige Rolle spielten, hat der Beruf - wie Henker oder Abdecker - lange als „unehrlich" gegolten.


Der Bader zog zudem Zähne oder behandelte offene Wunden. In Seuchenzeiten, wenn die Badestube geschlossen war, arbeitete er als Pestarzt. Eigentlich waren hierfür die Barbiere und die Scherer zuständig. Daher kam es häufiger zu Auseinandersetzungen, die dann der Stadtrat zu schlichten hatte.
Doch der Beruf des Baders hat eine traditionsreiche Geschichte. Schon im Mittelalter hat jede etwas grössere Ortschaft ein Badehaus. Zumeist ist es in gemeindlichem Besitz und wird von einem Bader bewirtschaftet. Seit alters galten die Badestuben zugleich aber auch als die “Herbergen der Leichtfertigkeit”, und der sie betreibende Bader hatte somit den Ruf der “Unehrenhaftigkeit”, was mit der Ausübung bestimmter Berufe eng verbunden waren.

Dabei spielten unter anderem solche Tätigkeiten eine Rolle, die mit dem Toten oder dem Tod überhaupt in Verbindung standen. Diese untergründige Spannung zwischen alten und neuen religiösen Vorstellungen ist Ursache für eine Alltagspraxis, in der Bader, Henker, Abdecker, Müller und Hirten, aber auch noch eine Reihe anderer Berufe für lange Zeit in ein gewisses gesellschaftliches Abseits verbannt wurden.

Zum anderen war das mittelalterliche Badehaus in der Tat Schauplatz mannigfacher erotischer Abenteuer. In den Städten, ja selbst in den Dörfern war die Badehütte der Freiplatz für Liebespaare oder Gelegenheit zum Anknüpfen von Bekannt- oder gar Liebschaften. Die Literatur ist voll von höchst anstößigen Beispielen und Berichten, die bis in die Goethezeit zu finden sind.


“Baderstöchter” waren zumeist ebenso schlecht beleumdet wie “Müllerstöchter”. Man hielt sie leicht für Prostituierte und nicht selten waren sie es auch.


Diese Überlieferung ist übrigens der Hintergrund für den speziellen Ruf des Pariser “Moulin Rouge” am Boulevard de Clichy, dessen Gründer, ein Zirkusdirektor namens Zidler, mit der Namensgebung im Jahr 1889 bewusst auf diesen allgemein geläufigen Zusammenhang anspielte.


Es waren aber wohl nur wenige Ausnahmen, die dem Ruf der Badeanstalten aber noch bis heute schaden. Die meisten Badehäuser waren ehrbare Betriebe, in denen Männer und Frauen getrennt badeten. Aber oft bestanden die hölzernen Wände im oberen Bereich jedoch nur aus Gitter, wodurch die „Unzucht gemehrt" und „eins das andere gar wohl sehen kann".


Nun wollen wir all das, was hier an wenig Schmeichelhaftem über die Bader aufgeführt wird, beileibe nicht unseren Badern in Schwand unterstellen. Vollkommen ausschließen wird man es aber auch nicht können, getreu der volkstümlich philosophischen Weisheit:

„Der Mensch ist schon gut, nur die Leute sind schlecht“. 

„Aber man muss ja nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten.“ 


Quelle und Literatur:
G-Geschichte, 2/2008 – In der Badstube
Elmar M. Lorey: Der Beruf des Baders

Schwanstetten im März 2017
Alfred J. Köhl