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Ortsteil Furth

 

 

Fachwerkscheune

 

 

Haus Nr. 2.

Zugehörige Fachwerkscheune von 1902 und Backofen von 1956. (Fl. Nr. 797)

Hausname: Im Grund- und Lagerbuch wird als Hausname "hanla" festgehalten.

Das ist der einzige bis heute tradierte Hausname in Furth. Er wird aber, nach einer Lautverschiebung, "haaler" genannt. Für den Hausnamen gibt es aber nur noch einen einzigen Gewährsmann (Stand 1995).

Situation: Der Hof mit den oben genannten Nebengebäuden befindet sich am westlichen Ortseingang von Furth, wenn man Furth, von Schwand her kommend, anfährt. Die Scheune und der Backofen entstammen landwirtschaftlichen Umorganisationsphasen und befinden sich heute in einer modern überformten Umgebung. Ein neuer, großer Stall, der an die Scheune anstößt, und ein neueres Hauptgebäude prägen das Erscheinungsbild des Hofes, die Scheune jedoch den ersten Eindruck von Furth. Beide sind beredte sozialgeschichtlich-volkskundliche Bauwerke.

 

Datierung: Nach übereinstimmender Aussage der Quellen, des Eigentümers und der Nachbarn wurde die Scheune 1902 nach einem Brand errichtet, der den Vorgängerbau vernichtete.

Diese Aussagen werden durch den Befund bestätigt. Die einfache Ständerkonstruktion mit gesägten Hölzern, die nur an wenigen Stellen mit Holznägeln, größtenteils aber mit Eisennägeln gesichert ist, spricht für diesen Entstehungszeitraum. Es wurden dabei stellenweise ältere, gebeilte Konstruktionsteile wiederverwendet, was an leeren Zapfschlitzen deutlich wird, die in dieser Konstruktion eigentlich sinnlos sind.

 

Der Backofen lehnt sich formal an die Konstruktionen des 19. Jh. an, ist aber nach Aussage der Nachbarn ein Bau von 1956. Dafür spricht die Bauweise aus kleinen Sandsteinquadern und Ziegeln. Eine genauere optische Datierung ist hier jedoch nicht möglich, da der Bau insgesamt mit Zementputz umgeben ist.

 

Für beide Bauwerke erscheint kein Vorgängerbau auf dem Urkatasterblatt von 1832.

 

Geschichtliches: Die auf dem Urkatasterblatt angegebene Situation ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Alle Gebäude, die dort eingetragen sind existieren nicht mehr, wie auch die Verteilung der Häuser und Nutzgebäude auf der Hofstelle vollständig verändert ist.

 

Während die Scheune weiterhin genutzt wird, wurde der Backofen gegen 1975 aufgegeben.

 

1886 wird als Besitzer ein Wilfred Distler angeben. Die meisten Familien in Furth hießen in diesem Zeitraum Distler.

 

Baugeschichte: Östlich wurde die Scheune nach dem II. Weltkrieg um 1/3 ihrer Länge verlängert, was u.a. an dem Wechsel von einem Kehlbalken- zu einem Pfettendachstuhl deutlich wird. Ca. 1975 erfolgte eine weitere Erweiterung durch einen südöstlichen Anbau. 1980 dann eine Dachneudeckung; sowie 1994 eine erneute Eindeckung.

Backofen von Hühnern belagert

 

 

Beschreibung: Der Backofen steht südöstlich vom Wohnhaus und die Scheune südwestlich. Beide werden von Norden, vom Hof her erschlossen; der Backofen giebelseitig und die Scheune traufseitig.

 

Außen: Die Scheune ist ein langgestreckter Giebelbau mit hohem Erdgeschoss. Das Fachwerk besteht aus horizontalen und vertikalen Riegeln und einfachen Streben, die den reinen Zweckbau gliedern. Die Ständer sitzen direkt auf dem Sandsteinsockel auf, der zwischen diesen bis zu den ersten Brustriegeln aufgemauert ist. Das Satteldach ist mit Segmentschnittbibern einfach gedeckt.

 

Die westliche Giebelseite ist eine Fortsetzung dieser einfachen Struktur. Der Giebel selbst ist mit einer einfachen Bretterwand gegen das Wetter geschützt. Die östliche Giebelseite stößt vollständig an den großen modernen Stall.

 

Innen: Der Innenraum der Scheune ist als Halle ausgebildet. In der nordöstlichen Ecke befindet sich ein Holzverschlag, in dem ist die ehemalige Heuschütte und die Erschließung des DG. Letzteres wird als Heulager noch immer genutzt (1995). Interessant ist die moderne Belichtung des Dachraums durch Klarsicht-Kunststoff-Spliße.

 

Der Backofen wird über eine Brettertür betreten, die einen kleinen Vorraum erschließt, von dem aus der Ofen beheizt und mit Brot beschickt wurde.

 

Ausstattungsdetails:

 

Konstruktion:

Westgiebel der FachwerkscheuneScheune: Aufgehendes Mauerwerk: Sockel: Sandsteinquader. Darauf baut das einfache Ständerfachwerk mit wenigen Streben auf; die Gefache sind mit Ziegeln gefüllt; verputzt.

 

Westgiebel: Bretterverschlag

 

Ostgiebel: wird vom modernen Stall gebildet.

 

Dachstuhl: doppelt stehender Kehlbalkenstuhl, der nach Osten durch einen zweifach stehenden Pfettendachstuhl abgelöst wird.

 

Dachdeckung mit Segmentschnittbibern, einfach, Kunststoffspliße.

Türen und Fenster: Sämtlich jüngerer Herkunft.

Backofen: Aufgehende Konstruktion aus Ziegeln und kleinen Sandsteinquadern, Innenkonstruktion aus Ziegeln. Dachdeckung mit Rundschnittbibern.

Nutzung: Die Scheune wird als solche noch immer genutzt, während der Backofen ungenutzt ist.

 

Quelle und Literatur:

Denkmalkartierung von 1995 - Marktgemeinde Schwanstetten, Autor M.A. Hermann Schubach

Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 475

Staatl. Vermessungsamt Schwabach, Urkatasterblatt von 1832

Staatl. Vermessungsamt Schwabach: Grund- und Lagerbuch. Acta der königl. unmittelbaren Steuerkataster-Commission, 1886. Darin enthalten die Aufzeichnungen von 1821 (Schwand), bzw. 1832 (Leerstetten, Harm, Mittelhembach, Furth)

StAN, LRA Schwabach, Bauakten Teil I, Nr. 2887

 

Weitergehende Literatur finden Sie unter: Literaturverzeichnis

Zusammengestellt im Oktober 2009

Alfred J. Köhl