Direkt zum Inhalt

 


Tabakanbau in unserer Region

Teil 2


9.         Organisation der Tabakbauern                                    lesen

10.       Tabaksorten                                                                     lesen

11.       Anbaumethode – Arbeitsablauf                                    lesen

12.       Schädlingsbekämpfung                                                lesen

13.       Lufttrocknung                                                                   lesen

14.       Verkaufsmethoden für luftgetrocknete Tabake          lesen

15.       Einblick in die Organisation der Versteigerung         lesen

16.       Tabakgeschichte(n) aus Leerstetten

            Tabak als Sonderkultur in Leerstetten                        lesen

            Beim Tabakanhängen von Hans Volkert                     lesen

17.       Tabakgeschichte(n) aus Schwand


                        zum Teil 1
 
9. Organisation der Tabakbauern

So viel bekannt ist, hat um die Jahrhundertwende ein alles umfassender „Tabakbauverein Schwabach und Umgebung" bestanden. Der letzte Vorstand dieses Vereins war Bürgermeister Hörl von Schwand und der Geschäftsführer Georg Lösel, Bauer aus Nemsdorf.
Mit der Errichtung der Landwirtschaftsstelle Roth im August 1922 fängt ein neuer Abschnitt des Tabakbaues an. Der damalige Landwirtschaftsassessor Schobert erkannte die wirtschaftliche Bedeutung des Tabakbaues für die leichten Lagen Mittelfrankens. Es war klar, daß ohne eine Organisation keine durchgreifende Förderung des Tabaks möglich sei; zugleich mußte versucht werden, mit dem Landesverband bayerischer Tabakbauvereine in Speyer in engere Fühlung zu kommen (Speyer war damals im rechtsrheinischen Bayern).
Mit dem Inkrafttreten der Reichsnährstandsorganisation 1933 erfolgte die Gleichschaltung der Verbände. Am 22. 12. 1933 wurde die Eingliederung in den Reichsnährstand verfügt, was zur Folge gehabt hätte, daß die Organisation ihre Selbständigkeit in jeder Beziehung verloren hätte, einschließlich der Kassenhoheit, und das Vermögen wäre eingezogen worden. Diese Entscheidung unmittelbar vor Weihnachten löste selbstverständlich eine Schockwirkung aus und es wurden alle Register gezogen, die Eingliederung rückgängig zu machen. Bereits am 29. 12. 1933 wurde die Eingliederung aufgehoben und die Angliederung verfügt, mit welcher der Kreisverband seine völlige Selbständigkeit behielt und auch die Kassenhoheit wie seither. Es kann dies als das wichtigste Ereignis des Jahres bezeichnet werden.
Bis zum Jahre 1933 stand die Leitung des Verbandes unter dem l. Vorsitzenden Georg Martin, Breitenlohe, der durch einen Motorradunfall auf der Straße von Roth nach Pfaffenhofen tödlich verunglückte und am 19. 8.1935 verstarb. Die Nachfolgeschaft trat Herr Hans Schneider, Leerstetten, an.
Daraus ergab sich, daß aus dem Kreisverband der selbständige Landesverband fränkischer Tabakfachschaft e. V. Roth wurde. Die Gründung erfolgte am 24.4. 1936 zu Schwabach in der „Rose" auf Anordnung der Landesbauernschaft Bayern. Ab 1933 mußten die Vereine in Fachschaften und die Vorstände in Fachschaftsführer umbenannt werden. Diese Gründungsversammlung wurde vom Hauptabteilungsleiter II der Landesbauernschaft München, Hergenröder, geleitet, und es versteht sich, daß alle Beschlüsse hinsichtlich Satzungen, Wahlen usw. einstimmig erfolgten.
Zum l. Vorsitzenden wurde gewählt: Hans Schneider, Leerstetten, zum 2. Vorsitzenden und Geschäftsführer: Landwirtschaftsrat Schobert, zugleich technischer Leiter. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte.
Am 8. 6. 1937 mußten zufolge Anordnung des Verwaltungsamtes des Landesbauernführers die Satzungen zufolge einer neuen Mustersatzung geändert werden. In Zukunft heißt es nicht mehr Fachschaften, sondern wieder Tabakbauvereine und die Fachschaftsführer wieder Tabakbauvereinsvorstände. Die neuen Satzungen wurden beschlossen. In der Vorstandschaft trat keine Veränderung ein. Die Landesverbände wurden der Hauptvereinigung der deutschen Gartenbauwirtschaft in Berlin unterstellt.
Mit dem totalen Zusammenbruch 1945 war der Verband momentan außer Aktion gesetzt. Über das Vermögen des Verbandes, das bei der Militärregierung angemeldet werden mußte, ist wie üblich die Sperre verhängt worden. Es wurde daher alles versucht, um wieder aktionsfähig zu werden.
Unterm 21. 8. 1945 teilte das „Amt für Ernährung und Landwirtschaft München" (ein Ministerium gab es noch nicht) mit, daß die rein technischen Verbände, so auch der Landesverband fränkischer Tabakbauvereine, weiterbestehen werden. Mit Schreiben der Reichsbanknebenstelle Schwabach vom 29. 8. 1945 wird mitgeteilt, daß die Militärregierung mit der Entsperrung der Konten einverstanden ist. Noch aber waren die Organe des Verbandes außer Funktion; denn jeder Verband brauchte von der Militärregierung eine Lizenz. Besondere Bestimmungen mußten eingehalten werden, desgleichen mußten die Organe nach Vorlage genauer Personalbogen von der Militärregierung bestätigt werden. Am 17. Februar 1948 erfolgte dann vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Lizensierung. Als Vorsitzende wurden Michael Leinberger aus Oberreichenbach und Stefan Schrödel aus Röthenbach St. W. bestätigt. Geschäftsführer war wiederum Landw.Dir. Schobert aus Roth. Als Beisitzer fungierten u. A. Georg Götz aus Schwabach, Stefan Freytag aus Leerstetten und Georg Schmidt aus Walpersdorf (zusammen mit 5 weiteren Beisitzern).

zum Inhaltsverzeichnis


10. Tabaksorten

Im Schwabacher Anbaugebiet wurde „nikotian rustica“, d. i, der gelbblühende Rundblatt-Tabak, auch Veilchen- oder Bauerntabak und im Schwabacher Sprachgebrauch auch „Virginer" genannt, als Schneidegut angebaut.
Bild: Tabakpflanze (rechts)
Das Rundblatt (gelbblühender Tabak) war ein sehr gesuchter Tabak und der Unterschied im Preis gegen den rotblühenden Tabak war kaum nennenswert, so daß eigentlich keine dringende Notwendigkeit bestand, plötzlich zu einer anderen Sorte überzugehen. Im Anbaugebiet herrschte sortenmäßig ein furchtbares Durcheinander. Es wurde zwar einheitlich nur der gelbblühende Tabak angebaut; aber jeder Pflanzer hatte einen anderen Typ, und diese unterschieden sich sehr bezüglich Blattzahl, Blattform, Blattgröße, Blattoberfläche, Stärke der Rippen, Entfernung der Blätter voneinander und demzufolge in der Pflanzenhöhe, der Größe des Blütenkopfes, der Farbe während der Vegetationszeit und nicht zuletzt in der Trocknung. Es mußte somit eine Bestandsaufnahme gemacht werden. Im Jahre 1925 wurden 40 verschiedene Sortentypen festgestellt und diese kamen bei dem jetzigen Vorsitzenden Michael Leinberger auf einem Sortenversuchsfeld zum Anbau. Durch Selektion wurden zwei Typen ausgelesen: Der Sortentyp „N.D“ und der Sortentyp „F.D“.
Die Pflanzen dieser Typen konnten als „Idealtyp" einer Rundblattsorte angesprochen werden. Die Merkmale dieser Sorte waren: eine mittelgroße Pflanze mit 10 bis 12 Blättern, großes, glattes, nichtgewelltes Blatt. Während der ganzen Vegetationszeit war die Farbe hellgrün und bei der Trocknung wurden hellgelbe Farben erzielt.
Bild: Kind im Tabakfeld
 
Doch durch die künstliche Trocknung wurde das Ende des Rundblatttabakes eingeläutet. Im Jahre 1938 erfolgte in Walpersdorf, wo die erste Versuchsröhrentrocknungsanlage vom Verband erstellt wurde, der Anbau von 115 Ar amerikanischen Virginy der Sorte Martin Brinkmann. Im Jahre 1939 waren es 165 Ar und 1940 sogar 200 Ar.
Von jetzt ab begann der Anbau der Sorte „Virgin Gold A", eine Züchtung der Reichsanstalt für Tabakforschung in Forchheim bei Karlsruhe unter der Leitung von Professor Dr. König. Die Sorte hielt das, was der Name versprach; auf dem Feld wuchs die Pflanze hellgrün auf und bei der Trocknung wurden helle Farben erzielt, was für die künstliche Trocknung besonders ins Gewicht fiel. Auch ertragsmäßig befriedigte die Sorte, so daß sie absolut als anbauwürdig empfohlen werden konnte. Im Jahre 1942 betrug die Fläche bereits 340,71 Hektar. In den röhrentrocknenden Gemeinden ging die Umstellung auf Virgin Gold A rasch vor sich. Der erste Ort, welcher sich restlos auf den Anbau dieser Sorte und ausschließlicher Röhrentrocknung umstellte, war der Verein Breitenlohe.
Der Anteil am Rundblatt wurde von Jahr zu Jahr beim Verkauf geringer. Im Jahre 1951 war die Restfläche noch 1 Hektar und davon kamen 23 Zentner zum Verkauf. Der Käufer dieser Menge ist heute noch im Besitze des Tabakes (1959) und kann ihn einfach nicht los werden. Rundblatt-Tabak wäre heute unverkäuflich, und die Umstellung auf den rotblühenden Tabak ist absolut zur rechten Zeit erfolgt.

zum Inhaltsverzeichnis

 

11. Anbaumethode – Arbeitsablauf

Anzucht der Pflanzen in „Frühbeeten“ (frostempfindlich)
Der Tabaksamen ist einer der kleinsten Samen im landwirtschaftlichen Bereich. Zehntausend Tabak-Körnchen wiegen gerade 1 Gramm. Bei 40- 50 Tausend Tabakpflanzen pro Hektar und einem durchschnittlichen Anbau von 0,5 ha wurden 4,5 Gramm Saatgutmenge benötigt.

Tabak ist eine subtropische Pflanze die neben Feuchtigkeit vergleichsweise hohe Temperaturen für die Keimung benötigt. Die Tabaksaison beginnt in den gemäßigten Klimaten mit dem Einweichen der Körner, Einwickeln in Leinentüchern und Erwärmung auf 36 Grad Celsius Temperatur. Dies geschah in aller Regel unter zur Hilfenahme von Bettflaschen, die von den Landwirtsfamilien in Betten verwahrt wurden.

Bei Feuchtigkeit und Temperaturen um 40 Grad Celsius platzen die braunen Samenschalen nach fünf bis acht Tagen auf und der weiße Keimling wird sichtbar. Jetzt wird in Frühbeetkästen gesät. Die Frühbeetkästen, die das Bild der meisten Bauerngärten bestimmten, wurden rechtzeitig mit einem 20 - 30 Zentimeter dicken Mistbeet vorbereitet, auf dessen Oberfläche eine Spezialerde aus Torf und Mulch, genannt Fruhstorfer-Einheitserde, aufgebracht war. Zugedeckt wurden die Frühbeete mit Glasscheiben, um subtropische Klimaverhältnisse zu schaffen.

Zwei Methoden der Aussaat wurden verwendet. Entweder wurde das Gieß- oder das Handsaatverfahren eingesetzt. Die Gießsaat erfolgte in der Weise, dass die für ein Frühbeet benötigte Saatgutmenge in die Gießkanne gegeben, die Kanne mit Wasser gefüllt und dann kräftig umgerührt wurde, damit alle Samen im Wasser gleichmäßig verteilt waren. Daraufhin wurde das Gießwasser gleichmäßig im Frühbeet verteilt.

Die Hand-Sämethode, die von konservativen Landwirten benutzt wurde, basierte auf der Verwendung von Grieß. Man mischte den angekeimten Samen mit einem Pfund Grieß in einer Schale. Anschließend wurde diese Menge gleichmäßig im Frühbeet verteilt. Der weiße Grieß und der braune Untergrund der Fruhstorfer-Einheitserde machten es relativ leicht, die Saatmenge gleichmäßig zu verteilen.

Für die ersten Tage wurden die Frühbeete mit Zeitungspapier abgedeckt, um den Boden vor schneller Austrocknung zu schützen. Nach ca. drei bis vier Tagen wurde das Papier entfernt. Einer besonderen Pflege bedurfte die Temperaturregelung in den Frühbeetkästen. Durch tägliches Öffnen und Schließen einzelner Scheiben wurde für Luftzirkulation und Wärmesteuerung gesorgt. Nach etwa vier Wochen waren die Pflanzen groß genug, um die ersten größeren Pflanzen zu pikieren bzw. für das Feld zu entnehmen.

Im Jahre 1952 wurde die erste Presse (= Pflanzenpikierpresse) vom Landesverband angekauft und auch ausgeliehen. Der Anschaffungspreis betrug 588,00 DM. Es stehen jetzt etwa 15 dieser Pressen im Anbaugebiet und je nach der Besetzung bei der Arbeit können in der Stunde bis zu 2000 Töpfe mit Pflanzen hergestellt werden. Verschiedentlich haben sich die Pflanzer selbst derartige kleine Handtopfpressen hergestellt und erzielten mit diesen recht gute Ergebnisse.
Die Pflanzmethode mit getopften Pflanzen ist die ideale Lösung, um gleichmäßiges und gesundes Pflanzenmaterial auf das Feld zu bringen, dazu kommt, daß dieses weniger empfindlich gegen Frost, Trockenheit und Nässe ist.

Die Auspflanzung des Tabaks im Feld erfolgt in Deutschland Anfang Mai, wenn die Gefahr von Spätfrösten nicht mehr besteht. Die bis in die 1970er Jahre hinein verwendete Handpflanzung erfolgte in das fein krümelig hergerichtete Saatbeet auf den Acker, nachdem mit einem Markierrechen die Pflanzstellen festgelegt wurden. Seitdem erfolgt die Pflanzung mit traktorgezogenen Pflanzmaschinen. Die Pflege des Tabaks auf dem Feld beschränkte sich bis 1959 in erster Linie auf die mechanische Unkrautbekämpfung mit Handhacke, Hackgeschirr und Häufelpflug. Seit dem Ausbruch der Blauschimmelkrankheit (1960) ist in Abständen von 2 Wochen eine prophylaktische Fungizidspritzung notwendig.

Bild: gießen der jungen Pflanzen bei Trockenheit

Den stärksten Substanzzuwachs erfährt die Pflanze zur Zeit des sogenannten Schossens (in Europa Ende Juni, Anfang Juli) bei einem täglichen Längenwachstum von 5 bis 6 cm. Der Wasserbedarf ist in dieser Zeit sehr groß. Ein Hektar Tabakpflanzen (durchschnittlich 20.000 Pflanzen) verbraucht pro Tag ca. 5 Tonnen Wasser, dies entspricht einer täglichen Niederschlagsmenge von 5 mm. Am Ende der Vegetationsperiode steht die Reifung der Tabakpflanze, was durch die typische gelbliche Verfärbung der Blätter kommt. Die einzelnen Stadien werden als vor-reif, reif, voll-reif und über-reif bezeichnet. An der Pflanze läuft dieser Vorgang von unten nach oben ab und ist in den oberen Blattständen weniger ausgeprägt.

Ausbrechen der „Geiztriebe“
Nach der Ernte treiben die in den Blattachseln entstehenden "Geiztriebe" erneut aus. Die neuen Blätter werden als Nachtabak bezeichnet. Im letzten Jahrhundert wurde der Nachtabak von den Anbauern zum "Selbstverbrauch" aufbereitet und der blattlose "Tabakstrunk" getrocknet und als Heizmaterial verwendet.

Bild: Ernten der Tabakblätter – auffädeln, trocknen  - verkaufen (bis zum ersten Frost)

"Tabakbrechen" nennt man die Ernte des Tabaks. Sie erfolgt an warmen trockenen Tagen (verringerte Turgeszenz = Aufnahme von Wasser und Nährstoffen), nachdem der Morgentau auf den Blättern abgetrocknet ist. Um die Blätter nicht zu schädigen, war ein "Anwelken" des Bruchs am Feldrand üblich. Der Wassergehalt der geernteten Blätter von 90% muss vor einer weiteren Verarbeitung auf 12-15 % gesenkt werden. Das Einfädeln bzw. Einnähen auf ca. 150 cm lange Fäden erfolgt heute weitgehend maschinell. Die früher übliche Naturtrocknung in Trockenschuppen wurde weitgehend durch Trocknungsanlagen abgelöst. Bevor der Tabak in der Industrie verarbeitet werden kann, muss noch eine Fermentation erfolgen, bei welcher durch eine Enzym- und Mikrobentätigkeit einige schädliche Substanzen umgeformt bzw. abgebaut werden.
 
Geerntet werden ca. 15-18 Blätter je Pflanze, beginnend mit dem Sandblatt, wenn die Blattfarbe gelb zu werden beginnt. Bei dieser Gelegenheit werden auch die Grumpen (vertrocknete Blätter am Boden) eingesammelt. Mit dem fortschreitenden Reifeprozess werden in Abständen von jeweils einer Woche die nächsten zwei bis vier untersten Blätter geerntet. Dieser Vorgang wird über vier bis sechs Wochen wiederholt, bis alle verwendbaren Blätter abgeerntet sind. Das wertvollste Erntegut ist das Sandblatt, die absteigenden Qualitätsstufen sind Mittelgut, Hauptgut, Obergut und Grumpen. Je höher das Blatt an der Pflanze gewachsen ist, um so höher der Gehalt an Alkaloiden, dicker die Blattstruktur und niedriger der Marktpreis.
 
Bild: Blatternte, hierbei werden die Blätter in verschiedenen Durchgängen - abhängig vom Reifezustand der einzelnen Blattstände - von unten nach oben gepflückt.

zum Inhaltsverzeichnis


 
12. Schädlingsbekämpfung

Das Ziel, das erreicht werden muß, ist, die gesunden Pflanzen zu spritzen, damit sie nicht krank werden. Fehlerhaft ist es, erst mit dem Spritzen zu beginnen, wenn die Krankheiten bereits eine ziemliche Verheerung angerichtet haben; denn kranke Pflanzenteile kann man nicht wieder gesund machen, sondern nur gesunde vor Befall schützen.
 
So wird eine Spritzbrühe für kombinierte Spritzung wie folgt hergerichtet:
1.  Auf 100 Liter Wasser wird 1 kg eines Kupferkalkmittels mit 16—18% bzw.1/2 kg eines solchen mit 50% Kupfer, wie z. B. "Ob 21" bzw. "Wacker 150n", gegeben.
Dabei wird das Kupferkalkpräparat mit wenig Wasser in einem kleineren Gefäß angeteigt, gut verrührt und dann erst unter ständigem Umrühren in die benötigte Wassermenge gegeben.
2. Zur obigen Spritzbrühe werden auf 100 Liter noch 30 ccm E 605 unter ständigem Umrühren hinzugegeben. Es muß gewährleistet sein, daß das E 605 gleichmäßig in der gesamten Spritzbrühe verteilt ist.
Diese Spritzbrühe wird mittels einer Spritze mit feinem Verstäuber auf die Pflanzen gespritzt.
Der wirksame Bestandteil ist das Kupfer. Die Pflanzenteile, die einen Kupferbelag aufweisen, werden vor dem Befall mit Wildfeuer geschützt.
Dem E 605 kommt dabei folgende Wirkung zu:
a) alle saugenden Insekten an der Pflanze abzutöten, um damit dem Auftreten der Viruskrankheiten vorzubeugen; da bekanntlich diese saugenden Insekten und insbesondere die Blattläuse die Überträger von Viren sind.
b) das E 605 wirkt sich belebend auf das Wachstum der Pflanzen aus, so daß die Pflänzchen bei dunklerer Färbung bedeutend rascher heranwachsen als nicht gespritzte Pflanzen.
Eine Schädigung der Pflanzen ist bei dieser Spritzmethode ausgeschlossen. Auch auf den Menschen wirkt sich die Verwendung von E 605 nicht nachteilig aus, wenn mit der nötigen Vorsicht umgegangen und das Mittel vor jedem anderen Zugriff sicher verwahrt wird.
In regelmäßigen Abständen von 8 Tagen, und zwar jeden Samstag, wurden die Spritzungen wiederholt, und zwar deshalb, weil das E 605 nur eine Wirkungsdauer von 4-5 Tagen besitzt und weil nur solche Pflanzenteile gegen Pilzbefall geschützt sind, die einen Kupferbelag aufweisen; aber innerhalb von 8 Tagen neue Pflanzenteile nachwachsen, die auch eines Schutzes bedürfen. Frisch pikierte oder getopfte Pflanzen dürfen, solange sie trauern, d.h. die Blätter hängen lassen, nicht gespritzt werden. Sobald sie dieses Stadium überwunden haben wird sofort wieder gespritzt.
So behandelte Pflanzen sind gesund, kräftig und frohwüchsig.

zum Inhaltsverzeichnis


 
13. Lufttrocknung

Für die Luftrocknung werden in Mitteleuropa Lufttrocknungsanlagen aus Holz und Folie eingesetzt, die durch Klappen, Dachreiteröffnungen und Hochziehen der Folie belüftet werden können. In südlicheren Gebieten werden auch Steingebäude, ebenfalls mit verschließbaren Klappen versehen, für die Tabaktrocknung eingesetzt. In Entwicklungsländern werden laubenartige Trocknungsanlagen genutzt. Die Größe der Trocknungsanlage ist abhängig von der angebauten Tabakfläche. In früheren Zeiten, als der Tabakanbau im Nebenerwerb betrieben wurde, genügten als Trockenraum regengeschützte warme Dachvorsprünge usw. bzw. kleine Trockenräume oder Scheune im Wohnhaus z.B. unter dem Dach, was der Tabaktrocknung auch die Bezeichnung Dachtrocknung einbrachte.
Für 1 ha Tabakanbaufläche rechnet man in der Bundesrepublik Deutschland mit 1000 m³ bis 1200 m³ Trockenraum, den man für das spätere Erntegut doppelt nutzen kann. Die Dimensionen derartiger Schuppen weisen 20 m Länge, 8 m Breite und bis über 9 m Höhe zum Dachtrauf auf. Durch die zahlreichen Lüftungsklappen bzw. Jalousien werden diese auch als Jalousienschuppen oder Trocknungsspeicher bezeichnet. Ihre Aufstellung erfolgt möglichst freistehend zur Hauptwindrichtung in Nähe der Tabakfelder bzw. Gehöfte. Vielerorts werden diese mit größeren Ausmaßen auch als Gemneinschaftstrocknungsanlagen genutzt. Die Trocknung erfolgt ohne Einsatz von künstlicher Wärme und mechanischen Ventilationseinrichtungen nur durch Öffnen bzw. Schließen der Jalousien (Klappen) entsprechend den Bedürfnissen der Trocknung bzw. der Witterung. Da das Behängen der großen Jalousienschuppen sehr arbeitsaufwendig und gefährlich war, wurden in den 60er Jahren, unter Wegfall der Etagen, elektrische Aufzüge eingebaut, die das Emporheben der vorhangartig aufgehängten Bandeliere erleichterten.
Mit dem weiteren Ansteigen der Baupreise wurden in den 60er Jahren kleinere, halbhohe Trockenschuppen aus Holz mit Eternitverschalung errichtet. Diese Entwicklungsreihe wurde 1971 mit dem Folienschuppen abgeschlossen, der in einfachster Form vom Pflanzer selbst errichtet werden kann. Die Schuppenlänge beträgt für 1 ha etwa 100 m. Die Folienschuppen können auch als Anzuchtbeete, Abstellräume u. a Verwendung finden. Burley-Tabake werden unter lichtdurchlässiger Folie in 2 bis 3 Etagen getrocknet, Zigarrentabake unter geschwärzter Folie. Die Folienschuppen wurden durch verstärkte Dachabdeckungen und Einsatz stabilerer Bauelemente verbessert. Sie werden durch Öffnen der Türen und seitliches Hochziehen der Folie belüftet. Nur in wenigen Fällen finden Heizventilatoren Verwendung. Im mitteleuropäischen Tabakanbau findet die Ganzpflanzentrocknung keine Anwendung
Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurde für die kleinbäuerliche Landwirtschaft insbesondere in Franken, Baden und der Vorderpfalz Tabak eine der wichtigsten Einnahmequellen. Tabak bot vielen Landwirtsfamilien sowie vielen Taglöhnern Arbeit und Einkommen, nachdem ein Beimischungszwang für heimischen Tabak in Zigarren und Zigaretten in Deutschland eingeführt worden war.

Mit 4000 Arbeitsstunden pro Hektar war der Arbeitsaufwand (Ende 19. Jahrhundert) allerdings sehr hoch, aber die Einnahmen pro Flächeneinheit um das 10- bis 20-fache höher als bei Getreideanbau. Durch entsprechende Mechanisierung konnte inzwischen der Handarbeitsaufwand gesenkt werden, beträgt aber (2007) noch immer ca. 1000 Std/ha.

zum Inhaltsverzeichnis



14. Verkaufsmethoden für luftgetrocknete Tabake

Bis nach dem ersten Weltkrieg, etwa 1925, erfolgte der Kauf der Tabake von Aufkäufern für verschiedene Firmen in Kommission von Ort zu Ort bzw. von Haus zu Haus. Eine vereinfachte Methode war es, die Tabakbauern in ein Wirtshaus einzuladen, ein Faß Freibier aufzulegen, um in gehobener Stimmung die Kaufabschlüsse zu tätigen. Die Preise waren zu jener Zeit niedrig. Trotz der geringen Preise wurde er angebaut, weil er für die Betriebe, die nur Roggen und Kartoffeln anbauten, eine willkommene Vorfrucht darstellte, wodurch die Felder unkrautfrei gehalten und dazu noch mit erheblichen Grünmassen angereichert werden konnten, wodurch das nachfolgende Getreide sicherere und höhere Erträge brachte. So war der Tabak allein schon wegen seiner guten Vorfruchteigenschaft für Getreide sehr geschätzt.
Am 30. 11. 1926 war in Nürnberg Einschreibung:
25 Käufer waren anwesend, 4000 Zentner Vereinstabak wurde zu 75 - 85 RM je Ztr. ± 20% verkauft.
diese neue Absatzform durch Einschreibeverkaufssitzungen mit der Bonitierung ± 20% Zu- und Abschlägen setzte sich langsam durch. Dies bedeutete eine Qualitätsbezahlung. Der erzielte Preis stellte jeweils den Grundpreis für kaufmannsgute Tabake dar, d. h. der Tabak hatte weder besondere Vorzüge noch wies er sichtliche Mängel auf. Durch die Bonitierung ± 20% konnten für besonders gute Qualitätseigenschalten und je nach dem Grade der pfleglichen Behandlung Zuschläge bis zu 20% gewährt und für besondere Mängel, wozu auch ein durch Feuchtigkeit bedingtes zu hohes Gewicht zählte, Abzüge bis zu 20% vorgenommen werden. Hatte der Tabak etwa durch Überdüngung, Krankheiten usw. solche Mängel, daß er nicht mehr als „kaufmannsgut" angesprochen werden konnte, dann galt dieser Tabak als nicht gekauft, denn der Grundpreis ± 20% reichte nicht aus, um den Wert des Tabaks auszudrücken. Folglich mußte zwischen dem Erzeuger und der abnehmenden Firma ein besonderer Preis vereinbart werden. Die Bonitierer wirken in diesen Fällen nur vermittelnd.
Jede Partie, die über die Waage ging, mußte somit bonitiert werden, Es wirkten dabei zwei vom Verband benannte Pflanzervertreter und außerdem der Käufer mit. Daß es dabei in den ersten Jahren teilweise sehr heiß herging, darf hier festgestellt werden; denn es handelte sich doch um die endgültige Festsetzung des zu zahlenden Preises. Die ersten Bonitierer waren außer Schobert, Georg Martin, Breitenlohe - Hans Schneider, Leerstetten - Hans Böhm, Unterreichenbach - Leonhard Bauer, Pfaffenhofen - Michael Schmidt, Rohr usw.
Die Bewertung der Tabake an der Waage war und blieb ein heißumstrittenes Problem.
 
Das Einwiegen in den Tabakböden hörte auf und die Tabake wurden von den Firmen zuerst fast ausschließlich mit der Bahn verladen, und zwar am Güterbahnhof Schwabach. Da bei jedem Wetter verwogen wurde, mußten die Zollbeamten im Freien sitzen und ihre Listen führen, desgleichen die Bonitierer, was bei Regen besonders unangenehm war. Um diesem Übel abzuhelfen, wurde eine Bretterbude mit Fenster (ähnlich einer Jahrmarktbude) beschafft und am Bahnhof während der Verwiegungen aufgestellt. Lastzüge wurden im früheren Bauhof hinter dem Finanzamt, jetzt Bergner, beladen und abgefertigt.
Im Jahre 1935 wurde am Bahnhof Schwabach, nördlich der Station beim Stellwerk, eine massive Wiegehalle mit zwei großen Waagen erstellt, so daß für zwei Firmen gleichzeitig verwogen werden konnte und die Zollbeamten im geheizten Raum untergebracht waren. Es erfolgten hier sowohl Verladungen mit der Bahn als auch mit Lastzügen. Als Erbauer trat die Stadt Schwabach auf, da diese der stärkere Verhandlungspartner gegenüber der Eisenbahn war. Über 6000 RM hat der Verband dazu beigetragen. Den amtlichen Wiegemeister stellte die Stadt Schwabach. Es wurde hierfür eine Wiegegebühr von 10 Pfennig pro Zentner bezahlt.
Seit dem Jahre 1951 erfolgt in Schwabach die Verwiegung der luftgetrockneten Tabake in der Tabakversteigerungshalle.
Mit der Firma Martin Brinkmann wurde im Jahre 1949 ein Anbau- und Abnahmevertrag abgeschlossen, und zwar wurde ein Preis von 170 DM auf alle Fälle garantiert, dazu wie üblich die Bonitierung.
Die Bezahlung erfolgt nach Abnahme. Außerdem kommt dieser Tabak auf die Einschreibung, so daß zwar nicht weniger, wohl aber, wenn die Marktlage gut ist, ein höherer Preis erzielt werden kann. Es wurde auf der Einschreibung in Schwetzingen ein Durchschnittspreis von 274,50 DM erzielt, so daß die Pflanzer eine Nachzahlung von 104,50 DM pro Zentner erhielten.

zum Inhaltsverzeichnis



15. Einblick in die Organisation der Versteigerung

Die Zeit der Versteigerung fordert von allen an der Versteigerung aktiv Mitwirkenden den vollsten Einsatz. Das Einwiegen, das vom Morgen bis zum Abend läuft, ist eine anstrengende Tätigkeit, sowohl für die Zollbeamten wie für das Einwiegepersonal einschließlich der Fahrer. Die anschließende Bonitierungskommission, bestehend aus Bürgermeister Bauer, Pfaffenhofen, Löhr Fritz bzw. Martin Hans, Breitenlohe, einschließlich des Herrn Heemann der Firma M. B., hat wohl die verantwortungsvollste Aufgabe, die einzelnen Ballen in die Güteklassen einzureihen. Die anschließende Zusammenstellung der Ballen zu Posten gleicher Güteklassen beansprucht intensivste Arbeit, damit die Versteigerungslisten, welche für die Käufer zu erstellen sind, angefertigt werden können. Mit Abschluß dieser Arbeiten kann mit der Versteigerung begonnen werden. Die ersten Versteigerer waren Schobert und Bürgermeister Georg Götz, Schwabach, welche bis 1955 fungierten, von da ab die Herren Seufert Georg, Wendelstein, und Hans Hechtel, Walpersdorf. Die Funktion eines Versteigerers kommt einer großen physischen Leistung gleich und kann außerdem nur mit Geschick, Gewandtheit und einer gewissen Eleganz zur Zufriedenheit beider Teile - Verkäufer und Käufer - erledigt werden. Zur Auswertung der Versteigerungsergebnisse bis zur Rechnungsstellung an den Käufer, die am Tage der Versteigerung erfolgen muß, und zur Auszahlung an den Pflanzer, ist ein gut funktionierender Büroapparat erforderlich, der jeweils nur während der Saison tätig ist. Die Verladung der Tabake auf Lastzüge erfordert wiederum den vollen Einsatz des Fahrerpersonals. Die Versteigerung verlangt aber auch von den Käufern während der Versteigerung den Einsatz ihrer vollen Kräfte.


zum Inhaltsverzeichnis



 
16. Tabakgeschichte(n) aus Leerstetten

          Tabak als Sonderkultur in Leerstetten

          Beim Tabakanhängen von Hans Volkert


 
17. Tabakgeschichte(n) aus Schwand


         zum Teil 1
 
Quelle und Literatur:

Günter Hechler Agr. Ing. aus dem Buch Tabakanbau in Deutschland
Zitate: Zeit online
weitere Quellen siehe Literaturverzeichnis

Schwanstetten im Februar 2014
Alfred J. Köhl
 
Zigaretten stellten in der Zeit des Elends ein kostbares Tauschmittel dar. Man tauschte Gold, Werkzeuge und sogar Seidenstrümpfe gegen sie ein.
Deutschland hat sich zu einem Land mit einer ausgeprägten Raucherkultur entwickelt. Im Jahr 2000 wurden in Deutschland etwa 140 Milliarden Zigaretten verbraucht. Die Ausgaben dafür belaufen sich auf über 20 Milliarden Euro.