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Erinnerung an unseren ersten katholischen Pfarrer in Schwand, Johann Spies

Es gab zwar schon einmal eigene katholische Pfarrer in Schwand, Wolfgang Schweicker (1502 – 1505), Johann Schmutzer (1505) und Konrad Scheid (1505 – 1518), aber für uns ist Johann Spies der Erste.

Geboren wurde er am 25.11.1921 in Anzenhofen, heute Gemeinde Pilsach in der Oberpfalz. Dort wuchs er zusammen mit seiner Schwester auf. Erst spät konnte er in das Gymnasium eintreten, um sich die Voraussetzungen zu schaffen, seinen Wunsch, Priester zu werden, zu erfüllen. So hatte er noch keinen Abschluss, als er 1941 in die Wehrmacht eingezogen wurde.

In Russland geriet er in Gefangenschaft und kehrte erst am Gründonnerstag 1948 in seine Heimat zurück. Sofort ging er wieder in die Schule – sein Wunsch, Priester zu werden war durch die Erfahrungen des Krieges und der Gefangenschaft eher noch größer geworden – und machte 1949 das Abitur.

Anschließend besuchte er das Priesterseminar in Eichstätt und wurde am 29. Juni 1954 von Bischof Dr. Bild entfernt.Josef Schröffer zum Priester geweiht.

Über eine erste Kooperator-Stelle in Fünfstetten und als Pfarrprovisor in Eutenhofen (bis 1955) kam er zur Kirche St. Sebald nach Schwabach (bis 11.1957). Am 16. Dezember 1957 trat er schließlich seine Stelle als Kurat in Schwand an.

In Schwand bezog er zusammen mit seiner Schwester Agnes ein altes Holzhäuschen gleich neben dem Kirchlein „Heiligste Dreifaltigkeit“. Obwohl nur eine „Notkirche“, bezeichnete er es doch als das „Erfreulichste“ bei seinem Neuanfang, denn für die Gläubigen aus Rednitzhembach und Walpersdorf, für die er auch zuständig war, stand nur ein „Betraum“ in der Oberfichtenmühle zur Verfügung.

So kümmerte er sich zuerst hauptsächlich um Rednitzhembach / Plöckendorf und errichtete dort die „Heilig Kreuz Kirche“ mit Pfarrhaus, Gemeindesaal, Kindergarten und Bücherei. Am 25. Mai 1962 konnte er in sein neues Domizil in Rednitzhembach umziehen und die Beeinträchtigungen des einfachen Holzhäuschens in Schwand hinter sich lassen.

Da aber die Anzahl der Katholiken in Schwand inzwischen von ca. 300 auf über 1800 angewachsen war, wurde das „Notkirchlein“ zu klein. Außerdem war es „marode“ und wäre wohl schon bald von ganz allein zusammengefallen. So musste es für den Neubau Platz machen.

Inzwischen war am 28. April 1963 die Kuratie Plöckendorf zur Pfarrei erhoben und er zum ersten Pfarrer ernannt worden. Neben Rednitzhembach und seinen Ortsteilen umfasste sie auch Schwand und Leerstetten mit seinen 5 Ortsteilen.

Im März 1969 konnte Pfarrer Johannes Spies in Schwand das bestehende Kirchengrundstück durch den Erwerb zusätzlicher Teilflächen von Konrad Kapeller und der Familie Ziegler vergrößern. Aber die Bistumsleitung favorisierte einen Kirchenneubau in Leerstetten und änderte erst im März 1973 ihre Meinung. So stand dann aber einem Neubau nichts mehr im Wege – und das Vorhaben konnte in Angriff genommen werden.

Zusammen mit dem Architektenehepaar Adolf und Helga Schnierle plante er das neue Kirchenzentrum: Kirche, Pfarrhaus, Pfarrsaal und eine Leichenhalle als Ergänzung zum schon bestehenden Friedhof. Und alle Gebäude um einen Innenhof gruppiert, so dass auch dadurch eine weitere Begegnungsstätte entstand.

Am 25. September 1977 war die Grundsteinlegung, am 17. März das Richtfest, am 23. April war die Glockenweihe und am 25 Juni 1978 schließlich die Weihe der Kirche „Heiligste Dreifaltigkeit“.

Die Kirche war als ein nachkonzilliarer Bau geplant, nur mit Altar, Tabernakel, Taufbecken und ewigem Licht. Da aber diese „Leere“ auch von den Gläubigen nur schlecht zu „ertragen“ war, wurden die alten Kunstwerke aus der Vorgängerkirche wieder aufgestellt. Irgendwann dann um 1983 „besorgte“ Johann Spies das große Kruzifix aus Südtirol.

Im gleichen Jahr 1983 konnte er die neue Seniorenwohnanlage einweihen und schließlich 1988 mit der Orgel die Kirche vervollständigen.

Ebenso ging sein Wunsch nach einem eigenen „katholischen“ Kindergarten 1990 in Erfüllung. Auch wenn der nicht neben der Kirche sondern auf „Wunsch“ der politischen Gemeinde neben dem neuen Rathaus gebaut wurde. Es war zwar ein moderner, zweckmäßiger Kindergarten, aber eine großzügige Gartenfläche dazu, das verweigerte dann der Rat.

Für Johann Spies war seine Aufbauarbeit gelaufen. Er konnte sich beruhigt – und wohl auch voller Stolz – aufs „Altenteil“ zurückziehen. Im September 1991 wurde er feierlich in den „Un-Ruhestand“ verabschiedet. So lange er konnte, half er noch aus – dort wo er gefragt wurde. Dann zog er sich im April 1997 in das Seniorenzentrum St. Josef in Abenberg zurück. Dort besuchten ihn regelmäßig die „Schwander Sänger“ und feierten mit ihm am dritten Advent die Waldlermesse.

Am 30.07.1984 hatte er das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen und am 18.07.1991 die Ehrenbürgerwürde vom Markt Schwanstetten und 1992 auch die Ehrenbürgerwürde von Rednitzhembach.

Durch seine Art Personen direkt anzusprechen und auch um Hilfe zu bitten, regte er viele zum Spenden und / oder zu tätiger Mitarbeit an. Nur so konnte er all das fertigstellen, was er sich vorgenommen hatte. Egal ob in Rednitzhembach / Plöckendorf oder in Schwanstetten, seine Werke sind auch ein Zeichen der Solidarität seiner Gläubigen mit ihrer Pfarrei.

Immer, wenn wir eine seiner Kirchen anschauen, uns in einer seiner Kirchen zur Andacht oder zum Gebet zurückziehen, denken wir an den, der das alles verwirklicht hat: Pfarrer Johann Spies.






Zusammengestellt im Juni 2016 – 25 Jahre nachdem er die Verantwortung für seine Pfarrei in jüngere Hände übergeben hat, an Thomas Beutler, den zweiten Pfarrer von Schwanstetten.

Alfred J. Köhl

Als Anhang finden Sie einen Nachruf seines langjährigen Weggefährten Franz-Josef Stehmann und einen Artikel im Schwabacher Tagblatt über seinen Umzug nach Abenberg.


Ebenso den Artikel im Schwabacher Tagblatt vom 30.06.2016.