Direkt zum Inhalt

Ortsteil Schwand   

Boxlohe 2 - 4.

 

Strassenansicht

Häusergruppe, zwei Traufseitbauten, Obergeschosse Fachwerk, Mitte 18. Jahrhundert, 1911 und 1962 aufgestockt (Fl. Nr. 25/26)

 

Hausname: keiner Überliefert

Katasterplan 1821

Situation: Das Haus (auf dem Plan die Nr. 81 und 80) steht im Altort von Schwand. Die Häusergruppe schließt von der Nürnberger Straße her an die alte Schule (von 1831) an. Sie prägt die Ansicht der Boxlohe, die an dieser Stelle ihr älteres Gepräge erhalten hat. Trotz, oder auch mit den Umformungen, die an den Häusern vorgenommen wurden und ihre heutige Gestalt bestimmen, sind es wichtige, unverzichtbare, städtebauliche Elemente. Auch sind es wichtige sozialgeschichtliche und volkskundliche Zeugnisse.

 

Datierung: Problematisch. Anhand der Kaufverträge erhält man Aussagen, die 1770 und 1808 von bereits existenten Häusern ausgehen; wenn die Gruppe nicht sogar durch eine Aufteilung eines langgestreckten Wohnstallhauses entstand (vgl. Rednitzhembacher Str.11-15). Die Baukörper sind wohl in das ausgehende 18. Jh. zu datieren. Dabei ist ein barocker Bestand im UG-Stall (Untergeschoss) der Boxlohe 2 erhalten: Wände, Ständer, Balkenlage und den durchgängigen Dielen, die den Boden des EG (Erdgeschoss) bilden und für eine Scheunenkonstruktion sprechen, gehören dazu, wie es die Profilierung und einheitliche Konstruktion zeigt. In der weitgehend überformten Boxlohe 4, kann man ohne Befunduntersuchung keine Aussage mehr machen. Der zweifach stehende Kehlbalkendachstuhl, der konstruktiv in der Boxlohe 2 liegend fortgesetzt ist, kann in seiner einfachen Konstruktion zwischen dem 18. und der Mitte des 19. Jahrhundert entstanden sein.

 

Geschichtliches: Beide Häuser wurden nach den Verträgen als Wohnhäuser angekauft. In dem Nachlaßregister des Nikolaus von End wird Grundbesitz mit aufgeführt, der die Annahme bestärkt, daß es ein angekaufter kleiner Bauernhof ist, der später, vor 1808, aufgelöst wurde. Die Trennung und der Umbau des Hauses muß daher vor 1808, also vor dem Ankauf der mutmaßlichen ehemaligen Scheune geschehen sein. Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts waren beide Häuser erdgeschossig, mit einfachem Satteldach. Auch die Situation beider Grundstücke spricht für eine ehemalige Einheit.

Der Kolonialwarenladen der Familie Klein

Die Vorfahren beider Eigentümer sind Handwerker. In der Boxlohe 2 waren es u.a. Knopfmacher (Eine Kollektion der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist noch erhalten) und Musikanten. Im UG -Stall wurde lange Vieh gehalten. In der Nachkriegszeit bis in die jüngste Vergangenheit befanden sich in der Boxlohe 2 ein kleiner Gemischtwarenladen und ein Frisiersalon. Die Bewohner der Boxlohe 4 waren Schuhmacher.

 

Baugeschichte: Wohl im 18. Jahrhundert entstanden; um 1800 erfolgte die mutmaßliche Trennung der beiden Gebäudeteile; Ausbau der Boxlohe 2 zu einem Wohnhaus; Ausführung des Südgiebels bei Boxlohe 4.

Boxlohe 2: gegen 1920 Ausführung eines Norderkers; 1962 Abbruch des Erkers und nördliche, straßenseitige Aufstockung des Obergeschosses) OG (Obergeschoss) mit Fachwerk. 1966 rückwärtige Teilaufstockung des OG; Wandverlegung im Erdgeschoss (EG); oberer Bodenbelag des EG. 1989 Fassung der Fassade und innere Wärmedämmung.

Boxlohe 4: 1911 Norderker, der durch die Aufstockung der Nr. 2 zu restlichem Giebel wurde; wobei er in seiner Breite in die Dachfläche von Nr. 2 kragt; 1966 Anfügung eines südlich-rückwärtigen Treppenhauses, komplette Innenrenovierung, ohne Wandverlegung, jedoch mit neuen Durchbrüchen.

 

Beschreibung: Die traufständige Häusergruppe wird von der Boxlohe, von Norden her, über je ein vorgelagertes Stufenpodest im Hochparterre erschlossen.

Außen: Die Gruppe steht über langgestrecktem, querrechteckigem Grundriß. Sie war ursprünglich erdgeschossig mit Satteldach errichtet Ansicht von Nor-Ostworden. Ihr heutiges Erscheinungsbild mit dem Fachwerkobergeschoß prägt die Entwicklung des 20. Jahrhunderts.

Dennoch ist der ältere Phänotyp noch rekonstruierbar.

Das Gebäude auf Hochparterre wirkt mit verputztem EG massiv. Die Fenster wirken zum Teil vergrößert. Sie dürften ursprünglich Kreuzstockfenster mit Schlagläden gewesen sein. Dabei könnte das EG der Hausnummer 4 eventuell ein Sichtfachwerk gewesen sein, wie es die Eigentümerin berichtet.

Das glatte, vertikal orientierte Strebenfachwerk im Obergeschoß wirkt zwar auf den ersten Blick älter, baut aber konstruktiv nicht stringent auf das EG auf, was seine späte Entstehung sichtbar mitteilt.

Die Fenstersituation läßt keine Unterschiede der Nutzung mehr erkennen.

 

Innen:   
Boxlohe 2: 

Friseur bei der Arbeit - auch Frauen kamen dran.Das Innere dieses Gebäudeteils wird durch einen mittigen schmalen Gang erschlossen, von dem aus auch das OG über eine enge, ältere Wangentreppe erschlossen wird. In der linken Gebäudehälfte befinden sich ein Raum, der eine Kammer oder Werkstatt war, und ein rückwärtiger Abstellraum. Rückwärtig mittig befindet sich eine kleine Küche. Rechts erkennt man straßenseitig eine zweifenstrige Stube, deren rückwärtige Wand verlegt wurde, an die noch ein weiteres Zimmer stößt.

Nach dem Umbau vor 1808 war nur das EG Wohnbereich während der Speicher als solcher weiter genutzt wurde, da sich hier ein Klein-Bauernhof erhalten hatte.

Vor dem Umbau 1962Der Keller wird auch von außen über einen unscheinbaren Zugang neben dem Stufenpodest oder vom rückwärtigen Garten erschlossen. Hier ist ein ehemals barocker Stall zu erkennen, der sich in einer ungewöhnlichen Lage, unter dem Haus, befindet. Er ist als großer Raum mit einem Holzständersystem ausgeführt. Noch im 20. Jahrhundert wurden hier Rinder gehalten. Darüber dürfte sich ein Heuspeicher oder ähnliches befunden haben.

 

 

Im OG befinden sich nur straßenseitig Schlafkammern, während die südliche Aufstockung dem Erschließungsraumgewinn dient.

Boxlohe 4: Hier ist die innere Raumaufteilung erhalten. Sie ist nach der Trennung der Gebäude auf ein Handwerkeranwesen ausgelegt worden. Die Wohnung wird über einen schmalen Gang erschlossen, der in die rückwärtige Küche mündet. Links erkennt man die traditionelle zweifenstrige Stube, auf die ein Raum folgt, der lange Zeit als Werkstatt genutzt wurde. Das OG wurde früher über eine schmale Treppe im Flur erschlossen, heute wird es über den modernen Anbau, mit Balkon und Treppenhaus, erreicht, der in einen Flur mündet. Dort befanden sich giebelseitig zwei Schlafkammern, die nördlich wohl 1911 verändert wurden. In der südlichen Flucht des Flurs befand sich ein kleines Gewölbe, dessen Kontext verloren ist. Heute stellen sich die Schlafkammern vergrößert und vermehrt dar. Der kleine Keller mit zwei Räumen ist mit preußischem Kappengewölbe ausgeführt und wurde von außen erschlossen.

Ausstattungsdetails:   
Boxlohe 2: Türen im Keller mit Beschlägen; Stiege EG/OG, wohl 1. Hälfte 19. Jahrhundert.

Konstruktion: Keller Boxlohe 2: Holzstützensystem auf Grundsteinen, das die Unterzüge der Balkenlage des EG trägt und die Vom Kirchturm aus gesehenDielenlage des EG erkennen läßt; wenige Ausbesserungen. Boden: wohl auf Lehm geschlämmter Estrich

Keller von Boxlohe 4: Sandsteinquader; Bodenbelag mit quadratischen Sollnhofer Platten; Decke mit preußischem Kappengewölbe

Gebäude: Aufgehendes Außenmauerwerk: Sandsteinquader, verputzt, nach mündlicher Mitteilung eventuell. Fachwerk ab EG bei Boxlohe 4. Aufgehendes Innenmauerwerk: ursprünglich Fachwerk, das zum Teil ersetzt wurde.

Geschossbildung mit Balkenlage, in Nr. 2 mit originaler Dielenlage, sonst erneuert.

Decken: wohl ursprünglich mit Fehlboden und Bohlenbalkendecke in den Stuben.

Böden: wohl ursprünglich Dielen in allen Räumen, heute durch moderne Bodenbeläge verdeckt.

Dachstuhl: zweifach stehender Kehlbalkenstuhl in Nr. 4; liegender Kehlbalkenstuhl in Nr. 2., was für einen ehemaligen Getreidespeicher spricht. Die Balken sind gebeilt, gezapft, und mit Holznägeln gesichert.

Dachdeckung: Boxlohe 2: südlich mit Rundschnittbibern, einfach; nördlich mit Falzziegeln.

Boxlohe 4: mit Segmentschnittbibern, doppelt

Türen und Fenster: erneuert; wohl ursprünglich kleinere Kreuzstockfenster mit Schlagläden.

Türen im Keller von Hs. Nr. 2; einfache, robuste Brettertüren mit breiten handgeschmiedeten Beschlägen. Sonst sind die Türen erneuert.

Nutzung: Beide Haushälften werden als Wohnungen genutzt.

Quelle und Literatur:

Denkmalkartierung von 1995 - Marktgemeinde Schwanstetten, Autor M.A.Hermann Schubach

Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 476

Boxlohe 2: Kaufvertrag von 1808 (der direkten Vorfahren)

Boxlohe 4: Kaufvertrag von 1770 und Nachlaßregister des Nikolaus von End (direkter Vorfahre);

StAN, LRA Schwabach, Bauakten Teil I, Nr. 6019

Weitere Quellen und Literaturverzeichnis: Literaturverzeichnis

 

Zusammengestellt mit freundlicher Unterstützung von Frau Margarete Bartsch (der jungen Frau im Kramerladen).

Friseursalon (im Museum)

Friseursalon mit Kinderstuhl

 

 

Diesen Friseursalon fand ich bei einem Besuch des Haslinger Hofes in Bad Birnbach.

Schwanstetten im September 2010, angepasst im Juni 2023, ergänzt im März 2024

Alfred J. Köhl

Hinterhofidylle