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Ortsteil Schwand


Allersberger Straße 21:

 

Strassenansicht von Süden

 

Erdgeschossiges Wohnstallhaus, Sandstein, Mitte 19. Jahrhundert; mit einer Fachwerkscheune von 1908 (Flur Nr. 430)

 

 

Kataster

 

Situation: Das traufseitige Gebäude steht auf der linken Straßenseite der Allersberger Straße, innerhalb einer geschlossenen Abfolge von Kleinhöfen, die fast alle auf Anlagen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgehen. Die Bebauung der Straße ist in diesem Abschnitt regelmäßig, so daß der Wohnstall ein städtebaulich unverzichtbares Element ist.

Die Scheune wurde erst 1908 errichtet.

 

Datierung: Die Architektur folgt der barocken Tradition, vom Phänotyp wie auch von der Innenraumgliederung. Allerdings zeigt die traufseitige Erschließung, die höheren segmentbogigen Fenster und die Art der Profilierung die späte Entstehung an. Das Gebäude erscheint auf dem Flurblatt von 1844, wird aber nur wenig vorher errichtet worden sein, da es auf dem Urkatasterblatt von 1821 noch nicht eingetragen ist. In der Ergänzung von 1838 ist es als Neubau nachgetragen (rotes Gebäude).

 

Geschichtliches: Das Haus wurde für die Neubesetzung der Forststelle Schwand errichtet, nachdem der Forst-/Wildmeister aus dem Haus in der Nürnberger Straße 15 in der Mitte des 19. Jahrhunderts weichen mußte. 1892 wurde das Forstamt in einen Neubau in der Nürnberger Straße verlegt. (ehemals auch die Post)

Baugeschichte nach Augenschein: Wohl Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Grundlegende Sanierung 1992, auf die der heutige Bauzustand und die Gestaltungen zurückzuführen sind.

 

 

 

Südansicht

 

Beschreibung: Das Haus wurde ursprünglich traufseitig von Süden, von der Straße her erschlossen. Heute wird es traufseitig von Norden erschlossen. Der alte, noch erhaltene Eingang wird nicht mehr genutzt.

Außen: Das erdgeschossige Gebäude mit steilem Satteldach steht auf etwas querrechteckigem Grundriß. Die hohen dekorativen Sandsteingiebel sind nach Osten und Westen ausgerichtet. Die Architektur ist eine Weiterentwicklung des barocken Wohnstalls. Auf der straßenseitigen Traufseite wurde das Haus über eine nach links gelagerte Haustür erschlossen, die dem rechtsseitigen Wohn- und Stalltrakt mehr Raum gab. Die Ansicht des Hauses wird von der Sandsteinsichtigkeit und der regelmäßigen Fenstersituation mit wenig profilierten Sohlbänken und einfachen Schlagläden geprägt. Vor der Auflösung des Stalls zeigten die Fenster die innere Situation an, die kleine segmentbogige Stallfenster rechts nahelegt. Links von der Haustür erkennt man die Fenster der zweifenstrigen Stube. Rechts von der Tür erkennt man ein Kammerfenster, auf das die Stallerschließung folgte. Auf den Giebelseiten zeigen die Fensterformate noch die einstige Funktion der Innenräume an, wie es die kleinen segmentbogigen Stallfenster am Ostgiebel noch zeigen. Die übrigen Fenster der Giebel sind Lichtluken und Kammerfenster, die dekorativ auf Symmetrie ausgelegt sind.

Innen: Das Innere des Hauses wird von einem breiten Flur erschlossen, der in einem rückwärtigen Ausgang mündet. Die rechte Gebäudehälfte wurde vom Stall eingenommen, während sich links zunächst die Stube befindet, die von der folgenden, ehemals schmalen Küche über einen Kachelofen beheizt wurde. An sie stieß rückwärtig wohl eine kleine Kammer an. Die Küche dürfte traditionsgemäß ursprünglich gewölbt und mit einem dt. Kamin ausgestattet gewesen sein. Auf der rechten Hausseite befindet sich zunächst eine Kammer gegenüber der Stube, auf die eine Speis folgte. Rückwärtig wurde der Rinderstall über einen Schweinestall erschlossen.

Im 1. Dachgeschoss (DG), das über eine gerade, einläufige Stiege erschlossen wird, befinden sich straßenseitig zwei entstehungszeitliche Schlafkammern. Rückwärtig wurde Heu oder Getreide gelagert (Heute ausgebaut).

Im 2. DG, das über eine einfache, seitlich eingestemmte Stiege erschlossen wurde, wurde wohl wie im Ort üblich Tabak und Hopfen getrocknet.

 

Westgiebel

Konstruktion: kein Keller

Aufgehendes Außenmauerwerk mit Giebeln: Sandsteinquader, unverputzt.

Innen: Raumaufteilung durch Fachwerkkonstruktion im EG und DG; Gefache mit Ziegeln, verputzt, Putz im DG auf Rohrmatten.

Böden: Fliesen in Flur, Speis und Küche, Stein- oder Lehmbelag im Stall; sonst wohl Dielen.

Decken: Decken mit Fehlböden; sind unter moderner Deckengestaltung erhalten.

Geschoßbildung mit Balkenlage.

Dachstuhl: zweigeschossiger, doppelt stehender Kehlbalkenstuhl, mit kräftigen Kopfbügen, gebeilt, mit Holznägeln gesichert. Dachdeckung mit Rundschnittbibern.

Türen und Fenster: höhere Kreuzstockfenster mit Schlagläden, ältere Läden giebelseitig mit geschmiedeten Beschlägen; im Stall ältere segmentbogige Fenster erhalten; ältere Haustür mit hochrechteckigen Feldern; Innentüren historisierend.

 

Nutzung: Das Haus wird als Wohnhaus genutzt.

 

Erhaltungszustand: Mauern stabil.

 

Allgemeines Urteil: Nach der vorausgegangenen Sanierung ist die Bausubstanz nicht bedroht.

 

Fachwerkscheune:

Situation: Die kleine Scheune im rückwärtigen Garten nordöstlich vom Hauptgebäude bestimmt die südöstliche Ansicht des Anwesens. Sie wird giebelseitig von Süden und rückwärtig von Norden erschlossen.

Datierung: Der Ziegelunterbau und das einfache Ständer-Strebenfachwerk legen eine Entstehungszeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahe. Die Akten des StAN geben einen Neubau für 1908 an, der mit diesem Bau identisch ist. Die Datierung wird gesichert durch die einfachen, dünnen, gesägten Hölzer, die die Rindenoberfläche zeigen. Sie sind gezapft und zum Teil mit kleinen Holznägeln, zum andern Teil mit neueren Eisennägeln gesichert. Zum Teil ist die Vergrauung der Holzoberfläche noch nicht sehr weit fortgeschritten. Vor 1908 ist keine Scheune nachweisbar.

Baugeschichte: 1900 bis 1920 erbaut; gegen 1950/60 rückwärtige Erweiterung mit Betonsteinen, vollständige Sparrenerneuerung; Einbau des Auslegerkrans: "Katze"

 

Scheune

Beschreibung: Die kleine Fachwerkscheune mit Satteldach steht auf längsrechteckigem Grundriß. Das sehr einfache Fachwerk steht auf einem schmalen Backsteinsockel. Die rückwärtige Verlängerung steht dagegen auf Sandsteinquadern und besteht aus unverputzten Kunstbetonsteinen. Der Südgiebel ist mit Brettern verkleidet, während der Nordgiebel aus modernem Sichtfachwerk besteht. Unter dem Nordfirst kragt der Auslegerarm des Krans hervor, der im Inneren noch vorhanden ist.

Das Innere ist ein großer ungegliederter Raum und diente wohl der Unterstellung der landwirtschaftlichen Geräte. Links vorn ist die Erschließung des DG, das als Heu und Futterspeicher diente. Unter der Firstpfette ist die Laufschiene des Krans, der vollständig erhalten, auf einem kleinen, giebelseitigen Podest ruht.

 

Konstruktion: Südlicher Gebäudekern: einfaches Ständer-Streben-Fachwerk auf Scheune während der Renovierunggemauertem Backsteinfundament; Gefache mit Ziegeln, verputzt. Die Hölzer sind verzapft, mit kleinen Holznägeln und Eisennägeln gesichert. Einige Hölzer sind hier wiederverwendet, wie die ehemalige Pfette im EG, die hier als Ständer eingesetzt ist.

Innenkonstruktion: Holzständer mit kurzen Kopfbügen, tragen Unterzüge der Balkenlage.

Nördliche Verlängerung: Betonsteine auf Sandsteinquadern.

Boden: Zementestrich

Dachstuhl: doppelt stehender Kehlbalkenstuhl, Sparren sind neueren Datums (wohl 1950); gezapft, gesägt, rindensichtig.

 

 

Allgemeines Urteil: Die Erhaltung des Gebäudes ist nicht gefährdet. 2010 neu saniert.

 

 

Quelle und Literatur:

Denkmalkartierung der Marktgemeinde Schwanstetten von 1995

Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 476

Seßner, Roland,. 500 Jahre Forstamtsverwaltung in Schwand (1489-1989).
Schwand 1989, S. 11-13

StAN, LRA Schwabach, Bausachen Teil I, Nr. 6010 (Scheune)

Weitere Quellen und Literaturverzeichnis: Literaturverzeichnis

 

Schwanstetten im März 2011, ergänzt im August 2023

 Alfred J. Köhl

 

Ostgiebel, Hof und Scheune

 

Zu Bildern vom Forsthaus in der Nürnberger Straße ..................mehr

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