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Ortsteil Schwand

Rednitzhembacher Straße 11/13.

 

Strassenansicht

 

Kleinhaus, erdgeschossiges traufseitiges Doppelhaus, Fachwerk, 1. Hälfte 19. Jh. (Fl. Nr. 114/3, 114/2)

Hausname: "Taglerhaus" = Tagelöhnerhaus

 

Situation: Das Haus steht am Rande der historischen Bebauung Schwands und bildet mit Haus Nr. 15 den Abschluß, was der Titulatur "Taglerhaus" Rechnung trägt und seine Verwandtschaft mit dem Haus Nr. 15 ausdrückt. Das niedere, langgestreckte Doppelhaus ist wie Haus Nr. 15 traufseitig zur Straße hin ausgerichtet. Beide weichen von der üblichen, giebelständigen Bebauung ab. Dieses Merkmal und die Herkunft der Substanz aus einer ehemaligen Scheune, die zu einem Tagelöhnerhaus umgebaut wurde, macht das Haus zu einem unverzichtbaren städtebaulichen und sozialgeschichtlich-volkskundlichen Denkmal.

 

Datierung: Viele Umbauten und Reparaturen an dem Haus lassen nur mehr eine sehr vorsichtige Datierung zu. Die Datierung der Liste, die sich am Phänotyp orientiert, ist mit großer Sicherheit richtig, da die bestimmbare Substanz zur Zeit der Erhebung noch wesentlich größer war. Wie auf dem Katasterblatt von 1844 ersichtlich, sind beide Hälften bereits 1844 als Wohnung genutzt. Auf dem Urkatasterblatt von 1821 werden die beiden Kleinwohnungen als Neubauten rot angezeigt. Das ist auffällig, da sich die Konstruktion von der Scheunenarchitektur herleitet, was sich mit dem Befund einer restlichen Durchfahrtkonstruktion im Inneren deckt. Daher glaube ich, daß man es hier nicht mit einem vollständigen Neubau zu tun hat, sondern mit einer weitgehend umgebauten Scheune.

Urkataster 1821

Geschichtliches: Auf dem Katasterblatt von 1844 erkennt man auf dem Grundstück mit der Flurnummer 114, aus dem die Fl. Nr. 112/113 (vormals 114/2, 114/3) hervorgegangen sind, rückwärtig ein Wohnstallgebäude, zu dem auch Haus Nr. 15 gehörte. Die alten Hausnummern nahmen darauf Bezug: Das rückwärtige Haus hatte die Nr. 66. Die heutigen Hausnummern 11/13/15 hatten die alten Hausnummern 66 a, b, und c. Sie legen eine Teilung nahe: Tatsächlich gingen die Hausnummern 11 und 13 aus dem Grundstück der Hausnummer 15 hervor. Der Eigentümer Georg Kühnlein, ein Zimmergesell, ermöglichte seinen Brüdern Johann, Schuhmacher (Hs.Nr. 13), und Wolfgang, Weber (Hs. Nr. 11), den Bau oder Umbau des Hauses.

Es handelt sich hier mit großer Sicherheit um die Auflösung einer älteren Hofstelle mit nachfolgendem Umbau der Scheune. Eine ähnliche Scheune existiert noch rückwärtig, östlich, von der Rother Str. 3. Eine Besonderheit stellt die rückwärtige Erschließung der Häuser dar, die erst 1991 aufgegeben wurde.

Auf dem Urkataster von 1821 / 1838 erkennt man neben der Nr. 66 die beiden rot markierten Gebäudehälften, die alle drei ursprünglich auf der Flur Nr. 66 lagen.

 

Baugeschichte: Wohl bald nach 1800 als Scheune erbaut. Darauf erfolgte der Umbau in zwei kleine Tagelöhnerwohnungen, die Innenwände wurden mit Fachwerk ausgeführt. 1991 erfolgte eine grundlegende Sanierung mit weitgehenden Reparaturen und Umstrukturierung der Häuser.

 

Beschreibung: Das erdgeschossige, langgestreckte Haus wird heute traufseitig von Norden, von der Straße her über zwei Eingänge erschlossen. Ursprünglich wurde es nur rückwärtig erschlossen, was wohl noch von der Scheunenherkunft herrührt.

Außen: Es ist ein kleines, erdgeschossiges Doppelwohnhaus, das traufseitig von Norden erschlossen wird. Beide Haushälften werden heute von der Straße her erschlossen, was jedoch ein moderner Zustand ist. Auffälligerweise wurden sie früher rückwärtig erschlossen. Ursprünglich zeigte das Gebäude zur Straße hin nur je zwei Stubenfenster mit flankierenden Schlagläden. Heute sind dort zwei parallele Erschließungen (Haustüren) eingefügt. Dadurch wird diese Seite des Hauses akzentuiert gegliedert.

Innen: Die Teilung des Hauses in zwei kleinere Wohneinheiten orientierte sich an den Hirten- und Austragshäuschen, wobei wegen der Kleinheit weitere Konzessionen gemacht werden mußten.

Die innere Aufteilung ist zu einer ehemaligen geworden. Die Heutige unterstreicht die Herkunft von einer Scheune, da sie im Erdgeschoß wieder je einen großen Wohnraum erstellt hat, den man direkt von der Straße her betritt.

Nach dem älteren Umbau wurden beide Haushälften parallel von je einem schmalen, rückwärtigen Flur erschlossen, der in die fassadenseitige, zweifenstrige Stube mit ehemaliger Bohlenbalkendecke mündete und wohl eine schmale Stiege in das Dachgeschoss (DG) aufwies. Rückwärtig befand sich eine schmale, ehemals gewölbte Küche und im DG wohl eine Schlafkammer. Die Nutzungen mit Wohnküche unten und Schlafraum oben ist heute dieselbe geblieben. Nur, daß heute die Trennwände herausgenommen worden sind und WC und Bad eingebaut wurden, sowie die DG-Erschließung durch eine interessante Trittstufentreppe mit Wechseltritt ersetzt wurde.

 

Ausstattungsdetails:Strassenansicht

 

Konstruktion: Kein Keller;

Aufgehendes Mauerwerk: Außen: Einfaches Ständer-Streben-Fachwerk auf Sandsteinsockel, wobei die Ständer direkt auf dem Sandstein aufsitzen, gebeilt, gezapft zum Teil Holznagelsicherung, z. T. moderne Ergänzungen.

Ostgiebel; Fachwerk mit K-Strebenverband, gebeilt, gezapft, mit Holznägeln gesichert.

Westgiebel: moderne Ergänzung wie die gesamte Westwand.

Innen: ältere Fachwerkwand, die zwei Scheunenhälften trennte, wie es das vermauerte Tor zeigt. Es ist ein einfaches Ständer-Riegelsystem, das gebeilt, verzapft und mit Holznägeln gesichert ist.

Böden: wohl ursprünglich gestampfter Lehm, nach dem Umbau wohl Kalkfliesen in Küche und Flur, sonst Dielen. Heute moderne Fliesen im EG; wohl Riemen unter Teppichboden im DG

Decken: keine Fehlböden; Geschossdecke direkt unter Balkenlage; in der Stube ist noch das Auflage einer Bohlenbalkendecke erkennbar.

Dachstuhl: zweifach stehender Kehlbalkenstuhl, gebeilt, gezapft und mit Holznägeln gesichert. Dachdeckung mit Rundschnittbibern, doppelt.

 

Fenster: Entstehungszeit und Architektur legen Kreuzstockfenster mit Schlagläden nahe.

 

Nutzung: Beide Gebäudehälften werden als kleine Wohnungen genutzt und vermietet.

 

 

Allgemeines Urteil: Gut erhaltenes Baudenkmal.

 

Quelle und Literatur:

Denkmalkartierung der Marktgemeinde Schwanstetten von 1995, Autor Hermann Schubach, M.A.

Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 476

Staatl. Vermessungsamt Schwabach: Grund- und Lagerbuch. Acta der königl. unmittelbaren Steuerkataster-Commission, 1886. Darin enthalten: die Aufzeichnungen von 1821 (Schwand), bzw. 1832 (Leerstetten, Harm, Mittelhembach, Furth)

Strassenansicht

Schwanstetten, im September 2011 , ergänzt im Juni 2023

Alfred J. Köhl

Zum Artikel im Schwabacher Tagblatt: