Direkt zum Inhalt

Ortsteil Schwand 
 

Zeichnung

Erbtaverne zum Schwan,

stattlicher Giebelbau, Obergeschoß und Giebel reiches Zierfachwerk,17.Jh.

Hausname:

Die Erbschankstätte, Erbschenke oder Erbtaverne "Zum Schwan"; häufig kurz "Schwan" genannt. Gelegentlich wird es auch als "Breuer" bezeichnet, was sich wohl auf die ehemalige Brauerei bezieht. Die Bezeichnungen Erbschenke etc. dokumentieren ein Erblehen mit aufrechterhaltenen landesherrlichen Rechten. Sie tauchen bereits in den Quellen der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts auf.

 


Situation:

Die Erbschenke "Zum Schwan" steht im Ortskern von Schwand an der zentralen Kreuzung aller Ortsdurchfahrten. Dort ist eine platzartige Situation gegeben, die der stattliche Bau mit seinem südlichen Nebengebäude, dem ehemaligen Brauhaus, dominiert. Die historische Umgebung des Hauses hat sich zwar durch Neubauten verändert, jedoch ist diese Situation eine gewachsene, die sich immer mit dem "Schwan" auseinandersetzte. Aus städtebaulicher Sicht ist das Gebäude daher ein unverzichtbares Baudenkmal. 
Auf dem Kataster von 1820 ist das gesamte Anwesen auf der Nummer 60 verzeichnet. 
 

 

Datierung:

Die Datierung des Gebäudes ist nach ausführlichen Untersuchungen gesichert:Vgl. Wolfgang Albert, Baugeschichte und Ostgiebel - Strassenansicht Zuordnung der Bauteile, in: Die Erbschenke "Zum Schwan" (siehe Literatur), S. 32-39. 
Danach muss der erdgeschossige, überformte Kern des Gebäudes in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert werden. Davon sind noch vorhanden: Große Teile des Grundrisses im Erdgeschoss; die Bohlenbalkendecke des Gastraums; große Teile der Deckenkonstruktion; sowie die Rähmbalken der Nord und Südseite und wenige Stützen.

 

Die Umfassungswände und die Trennwände wurden später, im 17. Jahrhundert durch Sandsteinquadermauern ersetzt. Das Obergeschoss und der Dachstuhl entstammen dem Wiederaufbau im 17. Jahrhundert, wie die Fachwerkzierstreben mit Feuerböcken und Flechtkreuzen zeigen. Auffällig ist die dabei ausgeführte ornamentale Malerei, die eine interessante Mischung von spätgotischem Rankenwerk mit Krabben-Motiven und frühbarocken Volutenmotiven darstellt und auf eine ältere Tradition zurückgehen muss.

 

Das südliche Nebengebäude ist ein ehemals ziegelmauersichtiger Bau von 1809, wie die Quellen belegen (StAN, BA Schwabach, Rep. 212, Nr. 7921)

 

Geschichtliches:

Erste Erwähnung in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts (Urbar der Burggrafen von Nürnberg, lt. Wachter). Die an die Erbschenke geknüpften Rechte wie das ausschließliche Beherbergungsrecht für Schwand, die „Schankgerechtsame" für Schwand (andere Wirte sind der Erbschenke abgabepflichtig, das sogenannte Neugeld, das viermal im Jahr erhoben wurde). 
Zu erwähnen ist hier, dass der Bauernhof mit der ehem. Hausnummer 55 (heute Rother Str. 6) zwischen 1594 und 1728 fest an den Besitz der Erbschenke gekoppelt war.

 

Übersichtsplan - Haupt- Nebengebäude und HofBaugeschichte:

Ursprünglich erbaut in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, am 29. 06. 1632 von Wallensteins Truppen zerstört. Wohl um 1634 - 1640 wieder aufgebaut. Dabei wurde der Grundriß im Erdgeschoss weitgehend beibehalten und die Grundkonstruktion der Stützen und Decken im EG; das OG mit dem Sichtfachwerk und das DG sind dabei neu entstanden. Bis 1800 wurde noch das Küchengewölbe und stellenweise das Fachwerk im westlichen Bereich erneuert. Die Kammer in der oberen Diele entstammt wohl dem 19. Jahrhundert. Nach 1930 wurde der jüngere Übergang zum Brauhaus ausgeführt (wie Photo S. 18 oben in der "Festschrift" belegt). In den Jahren 1984-1988 erfolgte eine grundlegende Sanierung und Restaurierung des Hauses

 

 

Beschreibung:

Das Hauptgebäude und die ehemalige Brauerei werden giebelseitig von Osten her erschlossen.

Außen:

Das Erdgeschoß besteht aus verputztem Mauerwerk, das Obergeschoß und der Giebel aus Fachwerk, wobei ein kleiner Abschnitt Nordfassade der westlichen Traufseite verputzt ist. Das Fachwerk weist ein für den Nürnberger Raum ungewöhnlich reiches Zierstrebenwerk auf und lässt an Vorbilder in der Oberpfalz denken, deren Einfluss nach Westen gelegentlich vordringt (u.a. Roth, Marktplatz). Die tragenden Fachwerkfiguren im Obergeschoß und im Giebel sind verschieden. Die dichte Reihung gekoppelter Fenster und Einzelfenster führt zu einer erkerartigen Gliederung ohne die Formen des Mannes". Diese sind in den ersten beiden Giebelgeschossen zu finden als Mischformen mit zusätzlich angeordneten Winkelhölzern. Der waagrechten Gliederung wird ein besonderer Rang eingeräumt, denn die Felder des Obergeschosses sind nicht wie üblich in drei übereinander geordneten Zonen aufgeteilt, sondern in vier: neben den durch Schwelle, Brust-, Sturzriegel und Rähm gesonderten Gefachen ist die Fensterzone nochmals durch kurze Riegel zweigeteilt. Die Giebelgeschosse weisen dagegen die verbreitete Dreiteilung auf. Schwelle und Rähm sind im Obergeschoß durch überleitende Profilierungen ausgezeichnet. Die Brüstungsgefache sind durch Zierstrebenwerk, wie Andreaskreuze und Feuerböcke, die von Kreissegmenten überschnitten sind, ausgefüllt. Das Fachwerk wächst zu und „verunklärt" das Gerüst „des Tragens und Lastens".

Der Brauereibau (von 1809 - 1810) ist ein dreigeschossiges Gebäude mit angewalmtem Mansarddach, das traufseitig asymmetrisch aufgebaut ist. Die Gestalt dieses ursprünglich backsteinsichtigen Nebengebäudes geht auf die Nutzung und die Grundstückssituation des Hauses zurück.

 

Die große GaststubeInnen:

Das Innere des Gebäudes ist im Erdgeschoß so aufgebaut wie die historischen Bauernhäuser und Verwaltungsgebäude (vergleiche hierzu das Richterhaus und / oder das Wildmeisterhaus in Schwand). Dies belegt, dass die Raumverteilung des barocken Wohnstalls auf ältere, mittelalterliche Traditionen zurückgeht. Das reicht bis zum Dekor der Stube mit einer Bohlenbalkendecke. Diese Tradition hat sich bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gehalten.

 

Die Eingangstür erschließt einen breiten, rechts gelagerten Flur. Links davon befindet sich die große Gaststube mit Bohlenbalkendecke, die von der rückwärtigen, gewölbten Küche aus beheizt wurde. An die Küche wiederum stößt die Speis an. Die anderen Räume sind schwer einer Nutzung zuzuordnen.

Das OG wird über eine angewendelte Holztreppe erschlossen, die in eine Diele mündet. Diese erschließt einen großen, frontseitigen Tanzsaal mit einem kleinerem Nebenraum und die traufseitigen und rückwärtigen Herbergsräume.

 

Ausstattungsdetails:

Wandmalerei

 

 

Eine Bohlenbalkendecke des 15. Jahrhunderts im Gastaum, Bohlenbalkendecken des 17. Jahrhunderts im OG, etc. (Vgl. Festschrift), verschiedene 

 

Zimmer mit Fachwerkwand Wandmalereien sowie eine Vitrine mit Fundgegenständen;

 

Konstruktion:

Aufgehendes Mauerwerk: Sandsteinquader im EG; im Inneren Stützen mit Kopfbändern, das Obergeschoss ist insgesamt eine Fachwerkkonstruktion.

Für die Innenkonstruktion, die Gefachfüllungen, Böden etc. wird wegen der ausführlichen Dokumentationen und Befunduntersuchungen auf die Autoren und ihre Ergebnisse verwiesen: von J. u. E.M. Lehmler, E. Reichelt (Befundbericht); Wolfgang Albert (Baugeschichte) und Eberhard Holter (Arbeitsbericht zur Konservierung);

Der Dachstuhl ist ein dreigeschossiger Kehlbalkenstuhl, im 1. und 2. DG als doppelt liegender Stuhl ausgebildet, durch Windverbände verstrebt.

Die Dachdeckung ist ausgeführt mit Rundschnittbibern, die doppellagig gedeckt sind.

 

Das Brauhaus ist ein ursprünglich unverputzter Ziegelbau von 1809. Die Dachkonstruktion ein angewalmter, doppelt liegender Innenhof Mansarddachstuhl, der traufseitig etwas asymmetrisch ist.

 

 

Nutzung:

Die Gastwirtschaft wird seit der Restaurierung wieder als solche genutzt, wobei die Obergeschosse und die Brauerei der Beherbergung dienen.

 

Erhaltungszustand (1995): Das Denkmal ist in hervorragender Weise instandgesetzt worden.

Nur außen sind inzwischen wieder kleine Schäden entstanden:

Allgemeines Urteil: Sehr gut erhaltenes Denkmal, das die Situation des 17. Jahrhunderts gut dokumentiert.

Quellen und Literatur:

Denkmalkartierung der Marktgemeinde Schwanstten von 1995, Autor M.A. Hermann Schubach

-Ausführliche Befunduntersuchung im Gasthaus Schwan

-Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 476

-Die Erbschenke "Zum Schwan" in Schwand - 
Festschrift zur Wiedereröffnung der Erbschenke nach der Renovierung von 1984-1988, hrsg. von Ursula Mehl 

Giebelansicht

(Beiträge, siehe Eingangsliteraturverzeichnis, Roth 1988)

-Schwand 1986: Festschrift zur 800-Jahr-Feier von Schwand, hrsg. Markt Schwanstetten, bearb. v. Barbara Neumann, Schwanstetten 1986

-Freytag, Waltraud: Die geschichtliche Entwicklung der Marktgemeinde Schwand unter Berücksichtigung der Kirche bis zum 20. Jahrhundert, in: Heimatkundliche Streifzüge, Schriftenreihe des Landkreises Roth, Bd. 1, 1982, S. 23-55

-Ulsamer, Willi: Poesie und Prosa. Zur Chronik der Erbschänkstätte "Zum Schwan" in Schwand, in: Heimatkundliche Streifzüge - Schriftenreihe des Landkreises Roth, 7, 1988, S. 4-9

-Wachter, Emil: Die Erbschenke "Zum Schwan" in Schwand bei Nürnberg, in: 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 551-557

Weitere Quellen und Literaturverzeichnis: Literaturverzeichnis

Zur Wirte- und /oder Besitzer-Chronik

Zur Bildergalerie:

1. Bilder aus der Zeit der Renovierung 1984 - 1988    Renovierungsbilder

2. Bilder aus "alten" Zeiten            Alte Bilder

3. Bilder vom Sommer / Herbst 2008      Bilder 2008

4. Bilder vom Feste feiern

5. Im Historienroman: Stadt der tausend Augen

Zum Seitenanfang


Zur Internetseite:

http://hotel-der-schwan.de/ 


Zusammengestellt im November 2008, ergänzt im Oktober 2015 
und im Mai 2017


 Alfred J. Köhl