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Ortsteil Schwand

Rother Straße 6:

 

Giebelansicht

 

Ehemaliges Bauernhaus
erdgeschossiger Satteldachbau, Sandsteinquader, bezogen 1867. (Flur Nr. 97)

 

Situation: Der erdgeschossige Wohnstall steht im Altort von Schwand. Er ist giebelständig zur Straße ausgerichtet, wird aber traufseitig von Süden, vom Hof her, erschlossen. Er nimmt städtebaulich eine wichtige, unverzichtbare Position in der Rother Straße ein, die ihn zu einem bestimmenden, unverzichtbaren Gebäude macht. Auch aus architektonischer und sozialgeschichtlicher Sicht ist das Gebäude ein unverzichtbares Denkmal.

 

Datierung: Die flach eingeritzte Jahreszahl im Türsturz: 1867. Damit erweist sich die Datierung der Liste als weitgehend richtig. Der Phänotyp des Gebäudes, mit den glatt geschnittenen Sohlbänken, und der seitliche Eingang weisen zusammen mit dem Kehlbalkendachstuhl auch auf diese Erbauungszeit hin.

Kataster 1820

Geschichtliches: Nach den Quellen gehörte der Hof zu den Anwesen der Erbtaverne "Zum Schwan" und war während der markgräflichen Herrschaft immer mit diesem Besitz verbunden. Diese Verbindung ist von 1594 bis 1728 dokumentiert. Der Hof war nach den älteren Katasterblättern (bezeichnet mit der Nummer 55) etwas kleiner, mit wenigen Nebengebäuden. Bis heute hat sich die Hoffläche beständig vergrößert. Die Auflösung des innenliegenden Stalls ist eine Folge der landwirtschaftlichen und soziologischen Umstrukturierungen der 60iger und 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts (Veränderungen der Wohnbedürfnisse).

 

Baugeschichte: 1867 erbaut. Um 1900 erfolgte der Einbau eines preußischen Kappengewölbes im ehemaligen Stall, wobei die Träger über die westliche Fassade herauskragen. Ca. 1930 gab es einen Umbau der Küche (dort wurde das Gewölbe entfernt). Ca. 1960 schließlich kam es zur Auflösung des Stalls und zu dessen Umbau. 1973 wurde auf dem gleichen Grundstück rückwärtig ein zusätzliches neues Wohnhaus errichtet. 1989 bekam das Gebäude eine Dachneueindeckung.

 

Beschreibung: Das Haus wird traufseitig von Süden, vom Hof her erschlossen.

Außen: Das erdgeschossige Gebäude mit steilem Satteldach steht auf etwas querrechteckigem Grundriß. Der hohe dekorative Sandsteingiebel ist zur Straße hin ausgerichtet. Die Architektur ist eine Weiterentwicklung des barocken Wohnstalls. Auf der hofseitigen Traufseite betritt man das Haus über eine mittige Haustür. Links von dieser Tür befand sich einmal der Stall. Die Ansicht des Hauses wird von der Sandsteinsichtigkeit und von der regelmäßigen Fenstersituation mit wenig profilierten Sohlbänken und einfachen Schlagläden geprägt. Vor der Auflösung des Stalls zeigten die Fenster die innere Situation an, die kleine segmentbogige Stallfenster links nahelegt. Rechts von der Haustür erkennt man die Fenster der zweifenstrigen Stube.

Innen: Das Innere des Hauses wird von einem vergleichsweise breiten, aber kurzen Flur erschlossen, der in einer Treppe zum Dachgeschoss (DG) und des Kellers (KG) mündet. Die linke Gebäudehälfte wurde von einem Stall eingenommen, während sich rechts zunächst die Stube befindet, die von der folgenden, schmalen Küche über einen Kachelofen beheizt wurde. Rückwärtig befand sich eine Schlafkammer.

Im 1. DG, das über eine ältere, gerade, einläufige Stiege mit breitem Handlauf erreicht wird, befinden sich straßenseitig zwei entstehungszeitliche Kammern, in der damals die Großeltern wohnten, die Eltern und Kinder schliefen einst seitlich unter der Dachschräge. Rückwärtig wurde Heu gelagert (Heute ist dieser Gebäudeteil ebenfalls für Wohnzwecke ausgebaut).

Zum 2. DG, führt eine einfache eingestemmte Stiege. Hier ist straßenseitig eine Getreidekammer eingefügt. Im verbleibenden Dachraum wurde einst Tabak getrocknet.

Im 3. DG, das wie das 2. DG erschlossen wird, befindet sich eine Räucherkammer, die nach dem Umbau der Küche eingebaut wurde.

Das Innere ist ein interessantes Denkmal, dessen Umformungen von hohem volkskundlichem Wert sind.

 

Ausstattungsdetails: gerade, einläufige Stiege EG/OG mit profiliertem Handlauf und neobarockem Siluettenornament am Antrittspfosten. Räucherkammer von ca. 1930 im 3. DG. Auf dem Dachboden gelagerte alte handgestrichene Bibertaschen. Ein Kachelofen der 1.Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Stube.

 

Konstruktion: Keller: Sandsteinrundbogentonne, verputzt.

Aufgehendes Außenmauerwerk: unverputzte Sandsteinquader.

Innenmauerwerk: In Küche und Stall mit Sandsteinquadern; sonst Fachwerkwände; Gefache mit Bruchstein und Ziegeln ausgemauert.

Böden: Im Flur und in der Küche mit neueren Fliesen, sonst Riemenböden. Im ehemaligen Stallbereich ist ein moderner Bodenbelag.

Geschossbildung mit Balkenlagen: keine Fehlböden, Bretter auf Balkenlage mit Rohrmatten, verputzt. Ehemals ein Gewölbe in der Küche.

Im vormaligen Stallbereich ist die eiserne Trägerkonstruktion des preußischen Kappengewölbes noch erhalten.

Dachstuhl: Dreigeschossiger Kehlbalkendachstuhl, der im 1. und 2. DG jeweils straßengiebelseitig, nach Osten als doppelt stehender Stuhl, mit Kopfbügen ausgebildet und westlich als liegender Stuhl mit weit ausgreifenden, andreaskreuzartigen Kopf und Fußbügen versehen ist. Die Stuhlhölzer sind stellenweise rindensichtig, gebeilt, gezapft und mit Holznägeln gesichert (Im 2. DG fehlen in der Getreidekammer die Holznägel. Die Löcher wurden nie gefüllt); die Sparren verjüngen sich zum First hin.

Im 1. und 2. DG sind jeweils in den stehenden Stuhlsäulen Kammern durch Fachwerkwände ausgebildet, die Gefachefüllung erfolgte mit Ziegeln im Klosterformat, verputzt; Fachwerk mit einfachem Ständerstrebensystem, gebeilt, mit Holznägeln gesichert. 3. DG auf Hahnenbalken. Einzelne Kehlbalken stammen von einem älteren Dachstuhl, wie offene Zapfenschlitze bezeugen.

Dachdeckung mit Rundschnittbibern, doppelt.

 

Türen und Fenster: bis auf ältere dreiteilige Fenster der Schleppgauben erneuert. Die Fenster des Wohnbereichs waren wohl ursprünglich Kreuzstockfenster. Die einfachen Schlagläden haben sich erhalten. Im 2. DG hölzerne Rautennetzfensterfüllungen für die Getreidebelüftung

 

Nutzung: Das Haus wird als Wohnhaus genutzt. Das 1. DG ist ausgebaut. 2. und 3. DG stehen leer.

 

Allgemeines Urteil: Der Zustand des Gebäudes ist gut.

 

Quelle und Literatur:
Denkmalkartierung der Marktgemeinde Schwanstetten von 1995, Autor: M.A.Hermann Schubach
Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 476

Ulsamer, Willi, Poesie und Prosa. Zur Chronik der Erbschänkstätte "Zum Schwan" in Schwand, in: Heimatkundliche Streifzüge - Schriftenreihe des Landkreises Roth, 7, 1988, S. 4-9

Weitere Quellen und Literaturverzeichnis: Literaturverzeichnis

 

Schwanstetten im April 2011

Alfred J. Köhl

 

Giebel, Hof und neues Wohnhaus

Als Anhang finden Sie die Seite des Schwabacher Tagblattes vom Mittwoch, den 11. 05. 2011 mit dem Artikel über das Anwesen Rother Straße 6.