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Straßenansicht gemalt

 

Rosengasse 1

Gasthaus, erdgeschossiger Sandsteinquaderbau, 

bezogen 1859. 

Hausname: "Gasthof zur Rose"; nimmt wohl bezug auf die "Rosengasse"

 

Situation: 

Das erdgeschossige Gasthaus mit steilem Satteldach steht giebelseitig nach Westen, zur Straße. Es ist städtebaulich in seine Umgebung, den Altort, eingebunden. Dort bildet es den Fixpunkt in der Biegung der Rosengasse, da sein Anblick auf allen Bewegungsrichtungen, von der "Rother Straße" wie von der "Allersberger Straße" her, den Mittelpunkt bildet. Der Gasthof ist ein unverzichtbares, gewachsenes Merkmal des Ortsbildes. Er ist ein städtebauliches, sozialgeschichtliches und ortsarchitektonisches Denkmal. Rückwärtig befindet sich ein Garten, der als Biergarten und im Winter als Parkplatz genutzt wird.

Datierung: 

Türsturz mit Jahreszahl der ErbauungNach der Inschrift im Türsturz des Haupteingangs: 1859. Die Jahreszahl entspricht dem Phänotyp des Gebäudes. Die Geschoßgesimse, sowie das Ortgangband und der giebelseitige Traufgesimsansatz aus Sandstein, nehmen ältere barocke Traditionen auf wie auch die Fenstersohlbänke, jedoch ohne baroke Formen erreichen zu wollen. Deutlich wird das an den glatt geschnittenen Gewänden der Fenster und der Türen. Es ist ein historisierendes Gebäude. Auch die ehemalige Innenraumgliederung verweist auf das im Sturz angegebene Datum. Sie leitet sich zwar von der barocken Wohnstallarchitektur her; allerdings ist der Gastwirtschaftsanteil bereits deutlich angewachsen, während der Stallbereich fast verdrängt erscheint. Stube und anschließende ehemalige Küche nehmen bereits 2/3 der linken Gebäudehälfte ein. Während der Stall ursprünglich nur noch das rückwärtige Viertel des Hauses einnahm; später, vor seiner Auflösung, nahm er nur mehr die rückwärtige Hälfte der rechten Haushälfte ein.

Geschichtliches:

Das Haus wurde als Gasthaus erbaut. Auf den älteren Katasterblättern weist das Grundstück eine Merkwürdigkeit auf: Es kragt vor dem Grundstück weit in die Rosengasse und lässt das Grundstück mit Fl.Nr. 66 nur über das Grundstück des Gasthofs erschließen, was ein Hinweis darauf ist, dass Fl.Nr. 66 aus dem Grundstück des Gasthofs hervorging. Der Gasthof auf der Flurkarte von 1867 hat einen schmalen rückwärtigen Stall, der die gesamte rückwärtige Breite einnahm. 

Noch Mitte des 20. Jahrhunderts war der Stall als solcher mit Milchkühen und Kälbern belegt. 

 

Kegelbahn

 

 

 

 

Zusammen mit der Gastwirtschaft wurde 1859 auch eine Kegelbahn geplant und gebaut.

 

 

 

 

 

Baugeschichte:

1859 erbaut; rückwärtiger Anbau mit WC wohl erst in den sechziger Jahren (lt. Eigentümer). 1995 Umgestaltung zur weiteren Nutzung als Gasthaus. Am 1. Mai 1995 fand die Wiedereröffnung statt.

Beschreibung: 

Das giebelständige Gasthaus wird von Westen her über einen mittigen Zugang erschlossen. 

Außen: Das erdgeschossige Haus mit Satteldach steht auf längsrechteckigem Grundriß. Seine sand-steinsichtige Fassade wird durch die Materialsichtigkeit belebt. Die Fassade wird durch Sohlgurtgesimse, wenig hervorkragende Fenstergesimse und die Öffnungen der Fenster und der Tür belebt. Sie ist auf Kreuzstockfenster mit zweiflügeligen Schlagläden ausgelegt. Die traufseitigen und rückwärtigen Fenster wurden wohl in den sechziger Jahren verändert, was die Sinnfälligkeit der Architekturform, die sich in den Fensterformen und -größen manifestiert, stört. Der rückwärtige Giebel (Ostansicht) ist aus Fachwerk, jedoch mit Eternitplatten verschalt und somit nicht sichtbar.

Grundriss

Innen: Auch die Innenraumaufteilung folgt der barocken Wohnstalltradition, wobei sich hier schon zeitlich bedingte Veränderungen, wie die mittige Erschließung und die Verdrängung des Stalls bemerkbar machen. 

Der mittige Flur durchzog das Haus der Länge nach und mündete in den Stall. Später wurde er bis zum Hinterausgang verlängert. Auf der linken Gebäudehälfte befand sich die ursprünglich kleinere Stube mit Bohlenbalkendecke. 

An sie schloss sich eine Küche an, von der aus die Stube über einen Kachelofen beheizt wurde. Rückwärtig folgte der Stall, später eine Kammer (heute Küche). Auf der rechten Gebäudehälfte befand sich ein Schankraum, auf den die Erschließung des DG folgte. Ein Kühl-raum/Speis schloss daran an. Rückwärtig befand sich der Stall (heute Wohnzimmer) Stube, alte Küche, Schankraum, Flur und Treppenaufgang sind heute zu einem großen Gastzimmer zusammengefasst  worden, wobei die ehemalige Situation noch immer nachvollzogen werden kann. Nur der Stallbereich ist nicht mehr zu erkennen. Die alten kleinen Stallfenster wurden bei der Renovierung zugemauert. Das OG wurde früher von einer gegenläufigen Podesttreppe erschlossen, die heute durch eine gerade, einläufige Treppe ersetzt ist. Im DG befand sich giebelseitig eine große Kammer, die heute durch neuere Raum-aufteilung ersetzt wurde. Im rückwärtigen DG wurde früher Heu und/oder Getreide gelagert; im 2. DG wurde Hopfen und Tabak getrocknet. 

 

Konstruktion: Das Haus besitzt keinen KellerEingabeplan

Das aufgehende Außenmauerwerk besteht aus grauen Sandsteinquadern. 

Das Innenmauerwerkbestand im Flur ursprünglich ein Fachwerk (im mittleren Bereich noch erhalten). Das Mauerwerk zum Stall ist ebenfalls aus Sandstein. Die Decken sind mit Fehlböden; in der Stube ehemals mit einer Bohlen-Balkendecke. Die Böden sind sämtlich erneuert. Der rückwärtiger Giebel ist eine Fachwerkskonstruktion, die mit Asbestzementplatten verkleidet ist.

Dachstuhl: zweigeschossiger, doppelt stehender Kehlbalkenstuhl, gebeilt, verzapft, mit Holznägeln gesichert. Dachdeckung Rundschnittbiber doppelt. Wenn man den originalplan von 1859 mit der heute vorhandenen Bausubstanz vergleicht, erkennt man, dass einiges von dem was und insbesondere wie es damals geplant war nicht – oder anders zur Ausführung kam. Wahrscheinlich waren die für das Dach geschlagenen Bäume größer und somit die Sparren etwas länger, dadurch ergab sich ein etwas höheres Dach und ein weiterer Spitzboden. Auch kamen die geplanten Treppen so nie zur Ausführung.

Türen und Fenster: Türen und Fenster sämtlich erneuert, die Fenster als Sprossenfenster mit Fenster-läden. Die Neigung der Fenstersohlbänke wurde mechanisch verstärkt.

Nutzung: Haus wird im EG als Gastwirtschaft genutzt im DG als Wohnraum.

Erhaltungszustand: Gut - nach jüngster Renovierung (1995), 

Allgemeines Urteil: Baulich in gutem Zustand.

Giebelansicht neu

Markt Schwanstetten, Ortsteil Schwand

Denkmalkartierung von 1995 Autor: M.A. Hermann Schubach

Literatur:   Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mitelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 476

Schwanstetten im Januar 2008, neu aufgebaut im April 2023

Alfred J. Köhl