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(eine genaue Koordinatenangabe finden Sie auch am Ende des Artikels, hier geht es vom Programm her nicht anders).
(49.19.634 und 11.09.745)
Die Quelle im Leerstettener Wald

In der Gemarkung Leerstetten, im Kessel, nahe des Sperbersloher Weges, entspringt eine kleine Quelle. Sie ist locker mit Steinen eingefasst und läuft in einen Graben. An einem der Steine wurde eine Tafel angebracht mit der Einprägung:


 
"z. Zt. Notstandsarbeit, Mai 1934"

(Die Namen der Männer auf dem Bild fehlen uns (noch))

 
"Das Jahr 1930 begann nach dem großen „Waldsterben von 1892 bis 1895“wieder mit einem großen Raupenfraß der Forleule in den Bereichen der Forstämter Schwabach, Allersberg und Heideck; bei uns besonders im Waldgebiet Lach und Finsterloh. Bekämpft wurde vom Boden und vom Flugzeug aus mit Arsen. Die Bauern mussten Hand- und Spanndienste leisten. Der Landwirt Hofer aus Gauchsdorf tränkte seine Pferde nach dem Spritzen vom naheliegenden Bach, anschließend trank er davon. Darauf starb der Bauer und seine Rösser. Die fast täglichen Gewitter haben das Gift abgewaschen, und so müssen wieder 280 ha eingeschlagen werden. Der Holzanfall: 100.000 fm.

Ab 1934 Notstandsarbeit.

Hier wurden Arbeitslose aus Allersberg, Wendelstein, Rednitzhembach und Schwand zusammengezogen. Sie mussten für Mark 20,-- pro Woche  40 Stunden  im Wald arbeiten, sonst riskierten sie die Arbeitslosenunterstützung. Große Flächen der Abteilungen Leimengrube, Hoyeschläge und im Distrikt Kessel wurden von Hand umgegraben, dann mit Kalk gedüngt und anschließend angepflanzt. Leider ohne Zaun, so dass später wieder nur das Nadelholz übrig blieb. Die Stöcke im Boden holte sich vorher die "brennholzhungrige Bevölkerung". In vielen Abteilungen fasste man Quellen, damit die Leute Wasser zu trinken hatten. In der Abteilung Sperbersloher Weg zeugt heute noch die alte Tafel davon."


 
Die Quelle im Sommer 2009


Die Quelle im Kessel existiert noch heute, wenn auch nicht mehr in dem "guten" Zustand wie noch vor etwa drei Jahren. Inzwischen fanden rund um diese Örtlichkeit umfangreiche Baumfällarbeiten  statt, unter denen die Quelle ziemlich gelitten hat. Die Tafel ist nicht mehr zu lesen. Allerdings steht die kleine Bank noch, schön mit Moos überwachsen.
Der ehemalige Kreisheimatpfleger Manfred Horndasch berichtet uns, dass er in früheren Jahren beim Schwarzbeer-  oder Preiselbeerpflücken im Kessel die Quelle aufgesucht hat, um sich mit einem Schluck Quellwasser zu erfrischen. Auch andere "Ernter" von Waldprodukten werden sich über das frische Quellwasser gefreut haben.

Wie man uns weiter erzählte, war die Quelle im Leerstettener Wald wohl zu früheren Zeiten ein beliebter Treffpunkt für Liebespaare. Die kleine Bank lud zum Verweilen ein. Schade, dass sie nichts erzählen kann.

Aber vielleicht kann der eine oder andere Leser eine Geschichte zu diesem Thema beitragen? Wir würden uns sehr freuen.


 
Die Quelle im Sommer 2013

 
Schwanstetten im November 2013
Brigitte Geiß – Alfred J. Köhl

Quellen:
Die im August 1989 erschienene Broschüre "1489 - 1989, 500 Jahre Forstverwaltung in Schwand" des Forstamtmannes Roland Seßner, aus der auch das schwarz-weiße Bild entnommen ist.

"Leerstetten früher und heute"  von Marianne Ast, die dort auf Seite 204 von der Quelle erzählt.
 
Herr Seßner schreibt dazu im Juni 2009:
"Wie Sie auf dem Bild erkennen können, wurde die Quelle während der "Notstandsarbeit" im Mai 1934 gefasst. 1988 war die Quelle schon seit Jahren trocken und die Umgebung zugewachsen. Deshalb ließ ich die Quelle säubern und die Zuläufe wieder herrichten bis wieder reichlich Wasser floss. Damit wieder mehr Licht auf den Boden kam, wurden die Fichten in diesem Gebiet entfernt und nur einige Laubbäume blieben stehen. Seit ich 1991 vom Forstrevier Schwand nach Roth gewechselt bin, habe ich diese Quelle nicht mehr gesehen."

Herr Werner Herbst aus Großschwarzenlohe erzählt im November 2013:

"Das Bild von den Notstandsarbeiten 1934 zeigt meinen Großvater Michael Herbst (geb. 1898). Es ist der Mann mit dem hellen Hemd oben sitzend. Er erzählte uns als Kinder von diesen Arbeiten an der Quelle. Er sagte auch, dass die Quelle einst den Lohbach speiste (der Lohbach eigentlich an dieser Quelle entspingt). Dem Lohbach verdanken ja den beiden Gemeinden - Groß- und Kleinschwarzenlohe ihren Namen, daher waren wohl auch die anderen Männer auf dem Bild aus "Schwerzerlä"."

Herr Hans Schrödel aus Leerstetten berichtet im Dezember 2013:

"Der Mann rechts auf dem Bild war meine Vater, Adam Schrödel, geb. 08. 12. 1894 in Heubühl. Er war damals als Vorarbeiter beim Forstamt Schwabach angestellt. Die anderen beiden Männer waren links Herr Engelhardt aus Schwand und daneben Herr Johann Böhm.

Nachdem am 07. 12. 2013 der Bericht (s. Presse) im Schwabacher Tagblatt erschienen war, erreichte mich am 09. 12. der Anruf von:
Johann Engelhardt aus Plöckendorf, Rednitzhembach:
Der Mann ganz links auf dem Bild ist wirklich mein Vater Georg Engelhardt (ge. 1887). Geboren in Schwand wohnte er nach einer Fußamputation in der Oberfichtenmühle. 1934 wurde er zu Notstandsarbeiten herangezogen. 1936 konnte er in Plöckendorf ein kleines Haus bauen, in das wir dann zogen.

So wird durch diese Erzählungen ein altes Bild wieder lebendig, erzählt uns seine Geschichte. 

März 2014:

Der Zahn der Zeit nagt weiter:






 




























So schaut die Quelle heute (August 2015) aus:



Und so findet man sie:



Kurz vor der Wegkreuzung im Kessel steht ein Hinweisschild nach links. Dann findet man die Quelle neben den noch stehengebliebenen Baümchen (links am Bildrand) - oder nach den Koordinaten:



August 2015

Alfred J. Köhl