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Hopfenbauernhaus
 




 

erdgeschossiger Sandsteinquaderbau, Steilsatteldach, bezogen 1889

Hausname: Miederer





 

 

 

 

 

 

Situation:

Das repräsentative Haus steht in einer Hofstelle, die von der Nürnberger Straße über eine schmale Zufahrt zwischen Haus Nr. 15 und 17 erschlossen wird. Die Zufahrt führt direkt über den großen Hof auf das Haus zu, das den unverzichtbaren Abschluss der Anlage bildet. Auch der Hofraum, mit einer etwa gleichalten und architektonisch ähnlichen Scheune, ist auf das Haus hin ausgerichtet.

Das Gebäude ist im Katasterplan mit Nr. 5 gekennzeichnet.




Datierung:
 


 

Die Jahreszahl im Giebel, 1889, entspricht dem Baujahr. Dafür spricht der Phänotyp des Gebäudes, mit dem steilen, angeschweiften Blendgiebel. Auch auf dem Katasterblatt von 1844 wird das Haus 1889 nachgetragen. 




Geschichtliches:

Den Bau ließ der damalige Bürgermeister Johann Michael Brunner, Landwirt und Sägemühlenbetreiber, errichten. Nach dem Katasterblatt wurde es als neues Hauptgebäude eines älteren Hopfenbauernhofs errichtet. Bereits 1910 wurde der Hopfenanbau eingestellt und der Betrieb auf Tabakanbau umgestellt, der bis 1988 betrieben wurde. Der steile, viergeschossige Dachstuhl diente der Trocknung von Tabak und / oder Hopfen.



 

Auf dem Kataterblatt von 1820 ist ein Gebäude mit der Nr. 5 auf dem entsprechenden Grundstück eingetragen. Dabei handelt es sich wohl um den Vorgängerbau, der hier fotografiert ist.


 

Baugeschichte:


1889 mit rechtsgelagertem Stall errichtet. 1972 Ausbau des Stalls in einen Wohnbereich, sowie Dachneueindeckung.



Beschreibung:

Das giebelständige Haus wird über eine Zufahrt zwischen Nürnberger Straße 15 und 17 über einen mittigen Haupteingang von Osten her erschlossen


Außen:

Das stattliche, erdgeschossige Gebäude steht über einem längsrechteckigem Grundriss. Der giebelständige Bau mit steilem Satteldach und angeschweiftem Blendgiebel ist repräsentativ angelegt. Die Architektur ist eine Weiterentwicklung der barocken Wohnstalltradition. Zeittypisch ist die Abweichung von der Transparenz der Fassadenfensterung, die vorher die innere Nutzung der Räume andeutete, nun aber den rechtsseitigen Stallbereich, der Symmetrie wegen, dekorativ als Wohnbereich ausweist. Auch der barockisierende Blendgiebel ist ein zeittypisches Merkmal. Ursprünglich war links der Wohn- und rechts der Stalltrakt. Links ist eine zweifenstrige Stube erkennbar, der rechts ein Stall gegenübergestellt war, was aber auf der unverputzten Sandsteinfassade nicht angedeutet wird. Nur die Fenster des EG waren mit Läden versehen, die fassadenseitige Schlafkammer im OG dagegen nicht. Heute ist der Stallbereich wegen der modernen Durchfensterung nicht mehr erkenntlich. Ursprünglich dürften sich auf der nördlichen Traufseite kleine segmentbogige Stallfenster befunden haben. Die südliche Traufseite wird durch die Fenster als Wohnbereich ausgewiesen. Der rückwärtige Giebel ist dem vorderen ähnlich. Jedoch ist im 3. DG eine große, vermauerte Ladeluke erkennbar.

Innen:

Die ursprüngliche Innenraumgliederung folgt ebenfalls der Tradition, wobei sich hier bereits Verschiebungen bemerkbar machen. Das Innere wird über einen mittigen Gang erschlossen, der in einen rückwärtigen Ausgang mündet. Auf der linken Haushälfte befindet sich traditionsgemäß eine Stube auf die die wohl ursprünglich noch gewölbte Küche folgt.  ngewöhnlich und modern ist, dass beide Räume ursprünglich keine Verbindung besaßen und, dass direkt rückwärtig auf die Küche die nur über diese erschließbare Speis eingefügt ist. Rückwärtig folgen zwei Schlafkammern. Die rechte Gebäudehälfte nahm bis auf zwei schmale rückwärtige Kammern ein Stall ein, der heute in mehrere Räume untergliedert ist.  Das DG wird über eine gerade, einläufige Stiege erschlossen, die am Austritt angewendelt ist. Sie mündet in einen schmalen, quergelagerten Flur, der drei frontseitige Kammern und den Dachboden erschließt. Der geräumige, viergeschossige Dachstuhl diente der Trocknung und Lagerung von Hopfen. Im vierten DG, auf der begehbaren Hahnenbalkenlage befindet sich ein ehemaliger begehbarer Taubenschlag.

 

Ausstattungsdetails:

Konstruktion:

Keller: Sandstein mit preußischem Kappengewölbe. Aufgehendes Außenmauerwerk mit Giebeln: Sandsteinquader, bei geringer Fundamenttiefe. Innenmauerwerk: wohl Ziegel; Geschoßbildung mit Balkenlage und Fehlböden. Bodenbeläge sind erneuert; ursprünglich wohl Fliesen in Küche und Flur, sonst Riemen- oder Dielenböden.

Dachstuhl:

viergeschossige Kehlbalkenanlage. Im 1. und 2. DG als liegender Stuhl mit jeweils doppelt stehendem Giebelgebinden; im 3. DG als doppelt stehender Stuhl und das 4. DG auf der Hahnenbalkenlage ausgebildet. Die Balken sind gezapft und gebeilt. Dachdeckung mit Rundschnittbibern, doppelt. Türen und Fenster sind komplett erneuert. Die Fenster des Wohnbereichs dürften ursprünglich Kreuzstocksprossenfenster mit Schlagläden gewesen sein; es kommen auch zweiflügelige Sprossenfenster in Betracht.

Nutzung:

Das Haus wird als Hauptgebäude des Hofs genutzt. Nutzungsprobleme bereitet der hohe Dachstuhl, der seit der Aufgabe des Tabakanbaus leer steht.

Quelle: Denkmalkartierung 1995 der Marktgemeinde Schwanstetten  Autor M.A. Hermann Schubach
mit Ergänzungen des heutigen Bewohners

weitere Quellen: Literaturverzeichnis

Zusammengestellt im September 2007
von Alfred J. Köhl

Nord-Ost Ansicht

ergänzt im September 2010 und im Oktober 2015 sowie im Mai 2023