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Allersberger Straße 1. Zugehörig große Scheune mit Fachwerk, bez. 1849. (Fl. Nr. 43)
 


 
Situation: Die Scheune steht im Altort von Schwand. Sie steht giebelständig im Inneren des Hofraums hinter dem Hauptgebäude, in der Flucht der Hofeinfahrt. Die Umgebung der Scheune und sie selbst ist weitgehend verändert. Das Hauptgebäude ist wohl ein Bau von 1935. Südlich wurde an die Scheune ein kleines erdgeschossiges Wohnhaus, ein Austragshäuschen, angefügt. Nach Norden wurde sie durch einen größeren Anbau erweitert. Im Innern wurde sie durch den Einbau eines Stalls erheblich gestört.
 
Datierung:

Die geritzte Putzinschrift befindet sich auf einem Gefach unter dem mittleren Giebelfenster: IGD 1849. Dies sind wohl die Initialen des Bauherrn und das Erbauungsjahr. Die Jahreszahl stimmt mit dem technischen Befund überein. Das vorwiegend von Ständern und Riegeln, mit wenigen Streben, bestimmte Fachwerk entspricht dieser Zeit, wie auch der liegende Stuhl mit weitausgreifenden Kopf- und Fußbügen, die die Form eines Andreaskreuzes annehmen. Derartige Dachstühle finden sich durchweg bei den um die Jahrhundertmitte entstandenen Stühlen in Schwanstetten. Allerdings erscheint der Sandsteinquaderunterbau mit kleinen schlitzartigen Fenstern älter zu sein. Auf dem Urkatasterblatt von 1821 ist an dieser Stelle eine Scheune eingetragen, die vom Grundriss mit dem historischen Kern der heutigen identisch sein kann. (Flur Nummer 22 - gelb markiertes Gebäude mit Kennzeichnung: "Scheune"). In diesem Fall bezieht sich die Inschrift am Giebel auf eine Renovierung oder Ersetzung des Giebels und des Dachstuhls.

Geschichtlicher Zusammenhang: Zur Geschichte ist nur wenig zu bemerken. Nach dem Flurplan von 1844 ist es nachvollziehbar, dass der Nachbarhof mit der Flurnummer 44 aus dem Hof durch Teilung hervorging. Der Hof bildete den Abschluss des zentralen Marktplatzes.
 
Baugeschichte: 1849 erbaut; vor 1960 rückwärtige Erweiterung um dieselbe Länge. In den sechziger Jahren Einbau eines Rinderstalls, der die gesamte rechte Gebäudehälfte einnimmt. Anfang der siebziger Jahre Eindeckung mit Frankfurter Pfanne.  
 
Beschreibung: Die Scheune stand ursprünglich auf fast quadratischem Grundriss, heute ist sie längsrechteckig. Sie wird giebelseitig von Süden oder Norden her erschlossen, der Stall von Westen.
Außen: Der ältere Teil der Scheune mit Satteldach ist ein Bau, dessen Mauern ursprünglich aus Sichtsandsteinmauerwerk bestanden, wie es die östliche Traufseite zeigt. Sie besitzt dort nur wenige kleine, regelmäßig angeordnete Lichtöffnungen im EG. Das hohe dreigeschossige Dachgeschoss wird durch Fenster mit einflügeligen Läden, die im Fachwerkgiebel angeordnet sind, beleuchtet.
Innen: Das Innere der Scheune ist weitgehend verändert. Sie ist ursprünglich als ein Hallenraum konzipiert, wurde aber in ihrer Ausdehnung durch den eingefügten Stall und die rückwärtige Verlängerung wesentlich verändert. Im Dachgeschoss, das über eine sehr einfache, gewendete Podeststiege erschlossen wird, wurde und wird Heu gelagert.
 
Konstruktion:



Aufgehendes Mauerwerk: Sandsteinquader, hofseitig verputzt
Innenwände zum Schweinestall: vermutlich Ziegel, verputzt
Südlicher Fachwerkgiebel: Sichtfachwerk; einfaches Ständer-Riegel-System mit zeittypischer, vornehmlicher horizontal-vertikal Betonung, das durch wenige Streben ausgesteift wird. Gefache mit Ziegeln und zum Teil mit Sandsteinen, verputzt.
Die Balkenlage wird durch hohe Ständer unterstützt, die nur Kopfbüge aufweisen.
Boden im EG, wohl ursprünglich Lehm o.ä.; heute durchgehend Beton-Estrich,
im DG durchweg Dielen.

Decke des Schweinestalls: Beton; sonst keine eigene Deckenkonstruktion.
Dachstuhl: dreigeschossig, Im 1. DG als doppelt liegender Stuhl ausgebildet, mit nachträglicher, mittlerer "Angstsäule". Die liegenden Stuhlsäulen sind mit seitlich weitausgreifenden Kopf- und Fußbügen ausgebildet, die die Form eines liegenden Kreuzes annehmen. Die Konstruktion ist zeittypisch.
Dachdeckung mit Frankfurter Pfanne; Ursprünglich Bibertaschen.
Türen und Fenster:  großes, zweiflügeliges Tor, das nach oben einen Segmentbogenabschluss hat. Die Fenster sind wie auf der Ostwand erhalten: sehr kleine, hochrechteckige Lichtöffnungen ohne Verglasung. Nach Süden, Westen und Norden ist die Fenstersituation geändert.
 
Nutzung: Die Scheune wird noch genutzt. Im EG links ist ein Rinderstall untergebracht. Das EG rechts wird als Unterstellplatz verwendet, während das DG als Heulager eingesetzt wird.
 
Erhaltungszustand:
 
Außen: Südgiebel: Gefache sind locker und müssen gefestigt, vielleicht zum Teil neu ausgefacht werden. Der Anstrich der Gefache ist verbraucht; der Anstrich des Fachwerks ist aufgerissen, spröde, zum Teil nicht mehr vorhanden.
Innen: frontseitig geringer Schädlingsbefall; mit Ausnahme der jüngeren Hölzer im Übergang zum 2. DG; hier liegt ein stärkerer Befall, wohl Holzbock, vor. Sonst keine ersichtlichen  Schäden.
 
Allgemeines Urteil: Der reduzierte Bestand ist nicht bedroht. Die beschriebenen Schäden sollten behoben werden.. Die Jahreszahl stimmt mit dem technischen Befund überein. Das vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Gebäude vollendete den Abschluss des zentralen Marktplatzes.



Inzwischen wird das Anwesen nicht mehr landwirtschaftlich genutz, der Stall ist leer.
 
Quelle und Literatur:
Denkmalkartierung der Marktgemeinde Schwanstetten von 1995, Autor M.A Hermann Schubach
Denkmäler in Bayern, Bd. 5 - Mittelfr., hrsg. Michael Petzet, München 1986, S. 476
Staatl. Vermessungsamt Schwabach: Grund- und Lagerbuch. Acta der königl. unmittelbaren Steuerkataster-Commission, 1886. Darin enthalten die Aufzeichnungen von 1821 (Schwand), bzw. 1832 (Leerstetten, Harm, Mittelhembach, Furth)
 
Weitergehende Literatur siehe: Literaturverzeichnis
 
Schwanstetten im Oktober 2015

Alfred J. Köhl